Montag, 2. Mai 2016

Love hurts // Mindflow

In diesem Beitrag geht es darum, dass Liebe zu schön ist, um schmerzfrei zu sein. 




Ich liebe die Liebe. Das habe ich schon ziemlich zu Beginn der Entdeckung meiner...Liebesfähigkeit festgestellt: ich mag das Gefühl, verliebt zu sein, nahezu unverhältnismässig gerne. Ich begehre dieses Gefühl beinahe mehr als die betreffende Person, die es auslöst, in der Regel.
Ich habe diese Leute nie verstanden, die mit ihrer Liebe sachlich umgehen oder sich gar einfach nur rational auf eine Beziehung einlassen können, ohne vorher oder dazwischen oder einfach irgendwann dieses ganze Hormontohuwabohu durchmachen zu wollen, das - man verzeihe mir diese trottelige Redewendung - das eigene Leben auf den Kopf stellt.

Ich liebe es, wenn mein Gefühlsleben sich mich fühlen lässt wie in einem kitschigen Hollywoodfilm. Verklärter Blick auf die Umwelt, alles in einen Buntheit-Filter getaucht. Losgelöstes Singen in der Öffentlichkeit, spontaner Gruppentanz mit fremden Menschen auf der Strasse, angegrinst werden, weil man selber die ganze Zeit grinst. Und alles nur, weil man so wahnsinnig viele Schmetterlinge im Bauch hat und das Bedürfnis, das mit der ganzen Welt zu teilen. Ohne das wäre die Liebe für mich nicht liebenswert. Es geht also um Egoismus. Man liebt auf diese Weise schliesslich nicht für den andern, sondern in erster Linie für sich selber.

Leider ist die unweigerliche Folge von dieser Form des Liebe-Auslebens, dass man zum hochgradig beziehungsunfähigen Menschen verkappt. Denn wo Glorifizierung herrscht, herrscht in der Regel auch Realitätsverlust. Und wo Realitätsverlust herrscht, herrscht etwas, das man theoretisch 'Blase' nennen könnte, Hirngespinstentum, Verkorkstheit. Es ist ein aussichtsloses Dilemma, denn: schaffe ich es, das Objekt der Begierde für mich zu begeistern, verschwindet die Begierde meinerseits in der Regel schnell, da meine Gedanken und Gefühle nun einen sogenannten Rahmen haben, der die Magie ausschliesst.
Ist ja wie mit Gott: stünde jener plötzlich höchstpersönlich neben einem Gläubigen, möglicherweise noch allen Ernstes mit berüchtigtem Rauschebart und Notizblock, so, wie man ihn sich ungern vorstellt, er aber eben sehr wahrscheinlich tatsächlich ausschaut, würde gewiss ja auch ein jeder seinen Glauben sofort verlieren und sich denken: nee, okay, ist wohl doch nicht so das Wahre.


Und im andern Fall - wenn ich es also nicht schaffe, das Objekt der Liebe in meinen Dunstkreis zu ziehen - verraucht der Rausch halt einfach irgendwann von selber wieder, was in jedem Fall die angenehmere Lösung ist von beiden, rein objektiv betrachtet. 


Während andere sich ihre Partner nach mehr oder weniger objektiven Kriterien aussuchen können, regiert bei mir die pure Chaos-Intuition: hat mein Organismus beschlossen, dass es Zeit für den WOW-Effekt ist, reicht schon eine besondere Augenbrauenform, um mich zum verschossenen Blauaugen-Teenager zu machen. Die richtige Stimme. Das passende Drogenproblem: zack, bin ich verknallt und komme da nicht mehr raus. Als ohnehin suchtgefährdete Person ist mir natürlich sehr wohl bewusst, was mein Körper da für ein Spielchen treibt: er möchte einen Domamin-Rausch. Schon Platon wusste: "Liebe ist eine schwere Geisteskrankheit." He absolutely got me.


Eine meiner besten Freundinnen neulich so zu mir: "Eigentlich liebe ich ihn gar nicht wirklich, aber er  ist so wahnsinnig lieb und passt so gut zu mir." Ich wusste wirklich nicht, was ich sagen sollte. Ich zweifelte an mir selber, weil ich sie kein Stück dafür beneidete, und noch mehr Zweifel hegte ich an der ganzen Art und Weise, wie Menschen zusammenfinden oder eben nicht. Am Ende leiden nämlich so oder so alle. Selbst wenn man ein Leben lang happy zusammen ist und beide sich auf eine funktionale Art und Weise der Liebe einigen konnten - eines Tages stirbt der Partner einem unter den polentakochenden Händen weg und dann ist man alleine und verdammt traurig. Nee, da bleibe ich doch lieber Single und drogensüchtig.



Nichts für ungut. Vielleicht bin ich auch einfach...wie sagt man, unreif. Vielleicht muss ich mich erstmal selber finden, sollte eine Weltreise machen, ein Jahr lang auf Nuuk leben, mich mit mir selber anfreunden oder einen Ayahuascatrip machen, um endlich von diesem beknackten Dopaminproblem loszukommen, das sich als intervallartiges Verknalltsein tarnt. Aber ich weiss nicht, ob ich den Masochismus wirklich loswerden will. Wollen lernen, das wäre vermutlich der erste Schritt. Wohin auch immer.

1 Kommentar:

  1. Sehr gut geschrieben. Ich finde mich fast in jedem Satz wieder. Abgesehen von meiner Drogensucht war diese ewige Suche nach diesem Feeling mit der Grund, warum bei mir keine Beziehung lang gehalten hat.
    Jetzt hab ich seit über fünf Jahren ne Freundin. Die Schmetterlinge sind längst verschwunden, aber ich habe was anderes entdeckt. Vertrauen, Partnerschaft, Geborgenheit. Hat vielleicht mit dem Alter zutun, daß ich bereit war, mich auf diese Gefühle einzulassen- und auf Schmetterlinge zu verzichten. Zumindest momentan. Aber die Prioritäten haben sich geändert, manchmal vermisse ich diesen Gefühlsrausch, aber ich glaube ich würde es gegen oben genannte Gefühle nicht mehr tauschen.

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Dies ist der Blog von Laura Wohnlich. Sie schreibt, macht aber auch andere Dinge. Auf diesem Blog geht es um Kunst, Literatur, Poesie, Politik und ganz gerne auch mal einfach nur darum, die Seele baumeln zu lassen. Auf diesem Blog geht es darum, "den Helden in sich zum Vorschein zu bringen". Man kann noch lange darauf warten, dass Hero auf irgendwas angeritten kommt und einem das Leben zurechtrückt. Sei dein eigener Held und reiss dem Deppen der glaubt, er wisse es besser als du, die Zügel aus der Hand!