Donnerstag, 25. April 2019

Es brennt

In diesem Beitrag geht es um Feuer, Emanzipation und Freiheit.
-> Warnung wegen aktuell & politisch


In vergangener Zeit hat es gebrannt. Tut es immer auf dieser Welt irgendwo, mal grossflächiger, mal dezenter, aber in den letzten Tagen sind einige Ereignisse natürlich aufgrund von fleissiger Medienarbeit mal wieder besonders ins Zentrum gerückt. Logisch: ich spreche von Frankreich. Da hat die geschichtsträchtige, von mir in erster Linie mit Walt Disney in Verbindung gebracht werdende römisch-katholische Kirche gebrannt, welche im Zentrum von Paris steht und deren Namen ich nicht niederschreiben werde aufgrund von französischen Buchstabenergänzungen, deren korrekte Anwendung mir nicht bekannt ist, aber jeder kennt ihn ja, unsere Dame, auf Deutsch übersetzt.

Wenn so etwas geschieht, tauchen natürlich erstmal viele W-Fragen auf. Wer ist verantwortlich, wieviele Leute sind gestorben, warum, wann, wie, war da mal wieder ein Attentat am Start oder irgendein deutschsprachiger Tourist zugegen, der zufällig genau an dem Tag eine Besichtigung erleben wollte und diese dann leider aufgrund von Feuerausbruch nicht machen konnte. So. Können auf all diese Fragen nun verbindliche und deeskalierende Antworten gegeben werden, müsste doch eigentlich - so könnte man meines Erachtens nach meinen - ein kollektives Aufatmen stattfinden. Dem war aber - so mein Eindruck - nicht so. Stattdessen hat gar Ex-Präsident Obama auf Instagram eine Beileidsbekundung verfasst, in welcher es ihm hauptsächlich darum zu gehen schien, anzudrohen, eine baldige Rekonstruktion würde "in unserer Natur liegen". Hm. Ich weiss jetzt nicht genau, wen er mit "uns" meint, aber schön zu lesen, dass es da offenbar einen unerschütterlichen Glauben an ein Kollektiv gibt, für das alles andere als ein Rekonstruktionsplan nicht infrage kommt.

Ich frage mich bei der Gelegenheit halt schüchtern, wie es denn da so mit andern Ländern aussieht. Gebäuden, die nicht durch einen "blöden Zufall" kaputtgehen, sondern durch mutwillige Zerstörung. In Ländern, die vor dem Feuer nicht unbedingt als beliebte Ferienziele durchgegangen sind, aber trotzdem schön waren oder sind. Und in Ländern, für die nicht auf einmal Millionen von Menschen aufstehen und sich zu horrenden Spenden bereiterklären. Die Rede ist von Syrien, klar, Jemen, Sudan, Libyen. Die Liste ist endlos. Die Rede ist aber auch von einem Angestellten in einem der vielen Callcentern Berlins, sagen wir mal Vodafone, der seinen Job verliert, weil er nie pünktlich zur Arbeit erscheint. Dieser Mensch bekommt keine Millionen gespendet, um seine Miete zu bezahlen. Obwohl er vielleicht drei Kinder zu versorgen und eine unauskurierte Depression hat, wegen der es ihm schwerfällt, frühzeitig aufzustehen, weiss man ja nicht.

Im Falle von der französischen Kirche handelt es sich nach aktuellem Kenntnisstand ebenfalls um einen Arbeitsfehler, weswegen es zu einem Brand kam. Arbeiter, Brandschutzgesetz missachtet, Kippenstummel irgendwo zwischen Glocke und Gerüst in ungünstigem Wickel weggeschnippt. Der kleine Unterschied zu dem fiktiven Fallbeispiel des Callcenter-Agenten in Berlin: beschädigt wurde ein historisches Gebäude, keine leibhaftige Familie. Darum fliesst jetzt Geld. Weil dieses Gebäude anscheinend vielen Leuten wichtiger ist als das Schicksal von, nennen wir ihn mal Heiko S. aus Zehlendorf. Ganz zu schweigen von all den Kindern in Kriegsgebieten, die verhungern, weil Krieg ist.


So weit, so gut bzw. schlecht. Was man sich meiner Meinung nach dabei aber mal vor Augen führen sollte, ist die Tatsache, dass in Gesellschaften, wo der Brand einer Kirche ohne nennenswerte Konsequenzen mit Trauer aufgenommen und gefühlte 90% des restlichen Weltelends gepflegt ignoriert wird, fleissig über Dinge wie Feminismus diskutiert wird. Das ist schön, denn Feminismus ist meiner Meinung nach wichtig. Als noch wichtiger jedoch betrachte ich das Konzept der Emanzipation, und dieses schliesst nicht nur Frauen mit ein, sondern auch Männer. Leute, die sich keinem Geschlecht zuordnen wollen. Meinetwegen Tiere. Zu lernen, sich selber ernst zu nehmen und gewisse Rechte für sich beanspruchen zu dürfen, ohne als durchgeknallt und rebellisch zu gelten, sollte eigentlich das vorantreibende Ziel sein. Frauenquoten und genderfaire Rechtschreibregeln mögen am Adjektiv lösungsorientiert herumkratzen. Dass es damit so einfach getan ist, glaube ich indes nicht.

Ein Zitat Buddhas lautet: "Wenn befleckte Geisteszustände verschwinden, kann sich nur Freude und Wonne entwickeln, Geistesruhe, Achtsamkeit und klares Gewahrsein. Und das ist ein glücklicher Zustand. "

Dem würde ich an dieser Stelle einfach mal klar zustimmen. Am Ende des Tages entscheidet nur jemand darüber, was wichtig ist: man selbst. Ein Heiko S. aus Zehlendorf hat nicht die Möglichkeiten, nach Paris zu fahren und sich freiwillig als Helfer beim Wiederaufbau zu melden, geschweige denn in ein Kriegsgebiet zu reisen und als vorurteilsfreier Arzt für unterbesetzte Krankenhäuser einzuspringen. Und selbst wenn er sie hätte: vielleicht ist er ein Idiot, der absolut keine Lust hat, sich für irgendjemanden einzusetzen, der rein gar nichts mit ihm zu tun hat.

Bei den meisten Menschen, die mir begegnet sind - und das sind einige, kann man schon so sagen - habe ich festgestellt, dass ein Interesse in erster Linie dann relevant behandelt wird, wenn eine eigene Betroffenheit in irgendeiner Form vorhanden ist. Ist das schlecht? Nö. Warum auch. Engagement wird dann ernst zu nehmend, wenn eine engagierte Person es ernst meint. Alles andere können auch die lieben Medien für uns übernehmen. Insofern: wenn die aktuelle Problemlage, in der man sich befindet, gerade darin besteht, dass das W-Lan mal wieder nur holprig funktioniert in der Wohnung, dann ist das eben so. Ein unbefleckter Geisteszustand kann in der Lage sein, eine Lage unbefleckt zu beurteilen. Einfacher gesagt als getan, logo - aber mehr als sagen bzw. schreiben kann ich ja hier nicht, also war's das auch erstmal wieder meinerseits.



Dienstag, 12. Dezember 2017

Vorweihnachtliche Berlingedanken

In diesem Beitrag geht es um Impressionen, Berlin und um Weihnachten (weniger).


So. Nach einer längeren Post-Pause aufgrund von Lustlosigkeit meinerseits, die voraussichtlich nach diesem Post erneut in eine längere aktive Phase übergehen wird, habe ich beschlossen, heute mal wieder einen sogenannten Beitrag auf meiner persönlichen Spread-Plattform, diesem Blog, zu veröffentlichen. Bald ist Weihnachten, etwas Melancholie ist da, Zeit auch, also -

Ausnahmsweise möchte ich heute meine Gedanken aber nicht im Rahmen einer emotional so aufgeladenen Übersprungshandlung niederschreiben, dass die Bezeichnung professionell standartmässig direkt abgewunken werden kann, sondern in Form einer Art selbsterstelltem Feedbackbogen rund um das tolle Thema BERLIN darlegen - und wie man sich als Schweizer Refugee hier halt so fühlt, nach knapp 4 Monaten Aufenthalt.
Yo.


                                           Berlin, abends, aussen

Looos gehts.→

BERLIN REALITYCHECK 


Top 3 der Aha-Momente, in denen man sich denkt: Aha! This, also, is Berlin!

#Monat 1

- Man findet sich an einer dicht befahrenen Kreuzung wieder, hat das Gefühl, mindestens in New York zu stehen gerade (obwohl man da noch nie gewesen ist), und weiss nicht ansatzweise, wo man ist. Verlorenheitsgefühl unerhöhbar. 10 Minuten später sitzt man in einem Taxi und hört sich mit dem für diese Uhrzeit (irgendwas zwischen 2 und Morgendämmerung) überraschend gut gelaunten Fahrer Frenchrap an

- Man passiert in unverhohlener Tourismusbereitschaft den Görlitzerpark, und stellt dann am Kottbusser Tor fest, dass dieses Tütchen, das man sich in spontaner Gutmütigkeit von einem euphorischen Hauseingangslümmler hat aufdrehen lassen, wohl mitnichten etwas enthält, das man seiner Grosstante zum Sonntagskaffee anbieten würde

- Man fragt vor dem Einsteigen einen x-beliebigen Busfahrer höflich, ob er die Haltestelle XY frequentiert, und bekommt als Antwort ein  "Kannste nicht lesen, hat ja en Schild draussen" entgegengeschleudert, das in seinem Tonfall diese unnachahmbare Kombination aus Gereiztheit und Desinteresse vereint, die man ausserhalb von Berlin wohl kaum antrifft. (Andererseits jedoch wird man nach verschrecktem Hinhalten eines x-beliebigen Zettels in Fahrscheingrösse jeweils grosszügig ins Fahrzeug gewunken)

#Monat 2

- Der vorrangige Bekanntenkreis setzt sich zusammen aus halbgaren Tinderbekanntschaften, Cuccis, Ditsch- und Backfactory-Angestellten in der Frühschicht, sowie diesem einen überambitionierten Flötenspieler, der stets in der S7 Richtung Ahrensfelde auftaucht

- Man steht sonntags im Mauerpark, hat erfolgreich einen Kater weggesteckt, und denkt sich: joa, so. Und nun?

- Man verschanzt sich unter dem Vorwand, seine Kreativität ausleben beziehungsweise jene endlich mal sinnvoll anpacken zu wollen, einsam in der Wohnung / dem möblierten Untermietszimmer, das man grad am Start hat, ist dann aber den Rest des Tages hauptsächlich mit dem Versuch beschäftigt, verfügbare W-Lan-Netzwerke anzuzapfen, um eine Netflixserie zu streamen, oder blöde Posts zu veröffentlichen

                                                    LCB, nachts, innen


#Monat 3

- Man ertappt sich dabei, bei Edeka Tofugeschnetzeltes aufs Kassenband zu legen anstelle von handelsüblichem FLEISCH. Bei diesem Vorgang hinterfragt man sich kurz selbst, kommt dann aber relativ rasch zum Schluss, dass der aktuelle Situationsverlauf nicht weiter verwerflich ist (und bereitet den getätigten Einkauf zeitnah auch beherzt zu)

- Der einzige Motivationsgrund, diesen hochgradig unterbezahlten Teilzeitjob, den man aus diversen Gründen mal angenommen hat, nicht sofort an den Nagel zu hängen, ist der erhöhte Kalorienverbrauch (kellnern)

- BVG-interne Lyrics wie "Zurückbleiben bitte" oder "Ausstieg in Fahrtrichtung links" können synchron mitgerappt werden, ohne dass ihr Informationsgehalt für das persönliche Orientierungsvermögen noch von Belang ist


TOP 4 DER ANZEICHEN, AN DENEN MAN MERKT, DASS MAN ES DRAUFHAT IN BERLIN

- Man wird zu ausschweifenden Abendveranstaltungen der Schweizerischen Botschaft eingeladen und zu den jeweiligen 5-Gänge-Menüs konsequent vis à vis der Botschafterin platziert, ohne dass man deren Namen kennt (und darf dafür aber seinen Tinderbekanntschaften im Anschluss erklären, was ein Apéro ist)

- Man geht am Kurfürstendamm entlang und trägt zwei volle Einkaufstüten (an jeder Hand)

- Man kennt inzwischen 2-3 Restaurants, die wirklich gut sind

- Man spricht mittlerweile mehr oder weniger fliessend türkisch und/oder arabisch und kennt mindestens fünf Leute, die einem notfalls ein gefälschtes Visum oder einen Kampfhund organisieren könnten, wenns hart auf hart kommt (oder zumindest einen Türsteher, der einen irgendwo gratis reinlässt)


TOP 4 DER ANZEICHEN, DASS MAN VERSAGT HAT IN BERLIN

- Man beginnt, in öffentlichen Mülleimern nicht mehr ausschliesslich Müllentsorgungssysteme zu sehen, sondern potentielle Geldlieferanten

- Man verpasst sich eigenmächtig den querdenkerischen Berufstitel Streetworker und empfindet sich als jemanden, der andern Menschen hilft. Menschen, die man ungefragt auf der Strasse anspricht. Und das, wohlgemerkt, nachdem man selber seit 3 Wochen obdachlos ist und im immergleichen Traineranzug von Adidas/Fila/Kik/#nagelmichnichtfest rumläuft

- Man postet Bilder in sozialen Netzwerken, auf denen man freudestrahlend vor dem Fernsehturm Glühwein trinkt (oder diesen mit zwei Fingerspitzen festhält) ... oder man hat immer noch nicht begriffen, dass es an der Zeit ist, das Selfie zwischen den erstbesten Elementen des Holocaust-Mahnmals allmählich zu löschen

- Man findet sich besoffen, verschwitzt und einsam in irgendeiner Ecke wieder - und hat das Gefühl, dies sei der richtige Zeitpunkt, um aufzugeben


TOP 4 DER AUGENROLL-MOMENTE IN BERLIN

- Das Signalverhalten von Ampeln

- Das Pfandsystem von Petflaschen

- Leute, die nicht genau wissen, warum sie hier sind, sich aber weiterhin hartnäckig mit ihrem Jutebeutel an von Facebook vorgeschlagene Events begeben, um dort dann wahlweise über die prekäre Wohnungssuche-Situation in Berlin im Allgemeinen zu reden oder über den aktuellen Avocadomangel in den Wilmersdorfer Arcaden im Besonderen

- Der Weihnachtsmarkt alias Kirmes zwischen Alexanderplatz und Jannowitzbrücke (sorry, aber da werden wirklich keine coolen Gadgets abgeliefert, weder vorweihnachtliche Kuschelstimmung noch Adrenalin→ Stichwort Geisterbahn)


TOP 4 DER HIGHLIGHTS IN BERLIN 

- Pack schlägt sich, Pack verträgt sich - nirgendwo sonst in Westeuropa findet man derzeit wohl einen so skurrilen Individuenmix wie in Berlin, der es trotz aller gesellschaftlicher Hindernisse (Stichwort AFD, Stichwort Start-up, Jamaika, Stichwort Stichwort), hinkriegt, diese Stadt am Leben zu erhalten, und zwar auf eine Weise, die gleichzeitig anstrengend, liebenswert und inspirierend ist

- Das Pfandsystem von Petflaschen

- Bars. Es gibt in Berlin einfach Bars, in die man reingeht und sofort fühlt: ja, hier will ich bleiben, hier kann ich Mensch sein. Der Stuhl wackelt, das Klo ist kaputt, aber alles ist perfekt. Hier würde mich der Barkeeper, wenn es sein muss, nach dem 34. Shot auch persönlich raustragen und auf seiner Couchsurfcouch übernachten lassen (und ausserdem wird hier gerade dieser eine geile Song gespielt, von dem man bislang dachte, der einzige Mensch auf Erden zu sein, der ihn kennt und liebt).

- SPÄTIS


Und zu guter letzt noch die Weihnachtsfrage:

- Warum ist Weihnachtsstimmung in Berlin überflüssig? - Weil man sowieso kein Geld hat, um den Liebsten das tolle Etwas zu kaufen, das sie verdient hätten

- Warum ist Weihnachtsstimmung in Berlin wichtig? - Weil man beim Gedanken an die eigene Familie trotz all der neu erlangten Coolness ein kleines bisschen Wehmut und Sehnsucht verspürt - und die Vorfreude auf einen Käse, der mal wieder richtig gut ist, Stichwort Fondue










Dienstag, 8. August 2017

Denkst du noch oder stirbst du schon?

In diesem Beitrag geht es um Scheisse, Gendergaps und nichts.

Ich war fest entschlossen, nie wieder zu bloggen. Warum, muss wohl nicht extra ausführlich begründet werden – macht jeder, liest eh keiner, man hat genug zu tun, Karpaltunnelsyndrom etc.
Wie dem auch sei: mein aktueller Zornpegel ist gerade so hoch angestiegen, dass ich trotz meiner lächerlich anmutenden Shout-Out-Credibility einfach mal wieder zu diesem fragwürdigen Mittel greifen muss – um zumindest ansatzweise das Gefühl haben zu können, nicht in ein Diddl-Album zu schreiben, sondern einen sogenannten Reach von 2 besoffenen Social-Media-Junkies zu erreichen (danke euch ihr Geilen!), wenn ich meine Gefühle kundtue, weil ich mir einbilde, ein Recht darauf zu haben, jene zu veräussern.

Ronja Rönne hat ja unlängst (oder war’s 2014?) irgendwas antisemitisches gegen den Feminismus gewettert, das sie irgendwie berühmt machte. Oder auch nicht. Ist auch egal. Ich würde gern anknüpfen (oder auch nicht): Diskriminierung und Frauenhass grassiert. Täglich. Überall. Schon mit 13 Jahren habe ich instinktiv Kleidungsstücke gemieden, die einen Ausschnitt beinhalteten, der freizügiger daherkam als jener in der Männerabteilung. Ob das der Grund ist, warum ich zum Islam konvertiert bin? Wohl kaum. Als Teenager war mir noch nicht klar, wie die Gesellschaft inklusive Wirtschaft (was schreibe ich hier?) funktioniert, es war mir auch egal (und ist es jetzt noch mehr).

In einem angesagten(?) Podcast namens ‚Beste Freundinnen’ (der von zwei Typen, sagen sie zumindest) betrieben wird, wird von jenen zwei ständig tränenhaft durch die Gegend gackernden Vollhorsten behauptet, Frauen seien nicht witzig. Frauen hätten ladylike zu sein. Frauen, die kumpelhaft sind, seien nur als lesbische BF’s ok, als potentielle Mütter von potentiellen Kindern (toll, dass ihr wie Eunuchen klingt, ihr Wixer), käme sowas nicht infrage. Ok. Ich habe nicht einmal mehr die Energie, mich darüber aufzuregen.
Ich habe heute ein Bild in meiner Instagramstory gepostet, das doch allen Ernstes einige Leute, die – zumindest virtuell- vorgeben, mich zu kennen, dazu veranlasst hat, mich zu fragen, ob alles in Ordnung sei.
Dazu kann ich nur sagen: NEIN, ist es nicht, wenn ihr sowas fragt. Denkt doch bitte mal nach. Warum darf eine Frau nicht sexy, intelligent, bescheuert, komisch, witzig, albern, kumpelhaft und erfolgreich zugleich sein? Was ist mit euch los? Grad mal wieder in irgendein geiles Ferienparadies geflogen, sprich über Kriegsgebiete wie Syrien hinweg, um auf Elefanten zu reiten, und nichts Besseres zu tun gehabt, als in den 5 Minuten W-Lan auf’m Flugplatz auf Social Media rumzueiern?

Ich würde ja gern noch sowas wie ‚bitte denkt’ anfügen jetzt, aber das käme dann wohl nicht melodramatisch genug an – nein, falsch, als Frau, die nicht aussieht, als würde sie zu Augenbrauen-Tutorials einschlafen (und sorry, Cara Delevigne gab es schon 2013) hab ich nun nur noch eins zu sagen: hört euch nochmal schön blechern-gepflegt Despacito an, dreht ein bisschen an eurem Finger Spidget Spinner wtf rum und schlaft wunderbar, ihr Idioten.

Dienstag, 7. März 2017

Bilder einfach.

In diesem Beitrag geht es mal um etwas ohne viele Worte.

Todays wishful thinking.




Magritte ist definitiv ein Held!


Reden ist Silber, Schweigen ist Gold


Dienstag, 7. Februar 2017

Zu scheisse um wahr zu sein?

In diesem Beitrag geht es um Weltschmerz, Kim Kardashian und Humor.

Die Welt geht den Bach runter. In der Schweiz werden hochgradig rassistische Plakate der rechten Partei aufgehängt, die in ihrer Drastik so karikativ wirken, dass man sich fragen kann, ob das jetzt einfach nur purer Hass ist oder pure Dummheit oder schlichtweg - vermutlich - beides.
In Amerika regiert ein selbstverliebter Clown mit horrenden Absichten, in der Türkei ebenfalls und überhaupt, scheint irgendwie die ganze Welt kollektiv einfach nur noch in sehr kurzen, regelmässigen Abständen laut und leidend aufzuseufzen.

Ist das wirklich so? Wird alles immer schlimmer? Stehen wir bald vor dem dritten Weltkrieg? Wer weiss. Ich weiss nur: mir ist dieser ganze Leidensdruck zuviel. Wenn alles so scheisse erscheint, dass man gar nicht mehr anders kann, als sich scheisse zu fühlen, erhebt sich in mir ein Protestgefühl, das mir leise, aber aufdringlich zuflüstert: so schlimm kann's doch gar nicht sein. Irgendetwas muss doch gut sein oder besser geworden oder zumindest Anlass bieten, sich zu freuen. Vielleicht ist das ein reiner Überlebensreflex, vielleicht Zweckoptimismus, vielleicht grenzenlose Naivität. Wer weiss. Ich weiss es nicht.

Einsamer Soldat, irgendwo


Fakt ist: wir, die wir in sicheren Zonen leben, können natürlich alles mögliche sagen über den Zustand der Welt, ohne einen wirklich authentischen Eindruck von dem zu haben, worüber wir reden. Die meisten von uns wissen, wie sich Zahnschmerzen anfühlen, aber nicht, wie es sich anfühlt, mit einem Boot von Syrien her über den Ozean zu scheppern. Manchmal frage ich mich, ob wir uns überhaupt anmassen dürfen, unsere Ansichten über verheerende Umstände in andern Ländern in die Öffentlichkeit hinauszuplärren. Denn den meisten von uns geht es - objektiv betrachtet - doch einigermassen gut. Man kann sich aufregen, man kann es aber auch sein lassen. Finde ich. Oder es zumindest versuchen. Weltschmerz mit Freude bekämpfen statt mit Leiden. Irgendwie.

Bei Leuten wie, ich sag jetzt mal, Kim Kardashian, funktioniert das ja auch. Die lebt zwar unmittelbar in Trumps Terrorgebiet, aber irgendwie scheint sie ja trotzdem noch weiter fröhlich ihr Ding machen zu können. Okay, mit Kanye mag es nicht so gut laufen zurzeit, aber immerhin postet sie wieder Bilder auf Instagram, auf denen ersichtlich ist, dass es ihr einigermassen gut zu gehen scheint und auch ihren Himmelsrichtungenkindern. Von überdimensionalen Gesässaufnahmen ist auch keine Rede mehr. Irgendwie ja auch beruhigend. Oder? Nein, eigentlich nicht. Vielleicht geradezu beunruhigend. Aber eben: ohne irgendeinen Zugang von Notfallnormalität wären wir wahrscheinlich verloren. Ich zumindest. Und ich verfolge ehrlich gesagt lieber das Privatleben von irgendwelchen Promis, die nichts mit Politik zu tun haben, anstatt mir den Output eines Donalds reinzuziehen.

Linda B. aus G. lässt sich nicht entmutigen und arbeitet weiter fleissig an ihrer Bodytransformation.


Das Leben muss weitergehen. Der Frühling kommt. Ich habe keinen einzigen meiner Vorsätze eingehalten, aber irgendwie ist ja auch das beruhigend, zu wissen, dass Veränderung eben nicht erzwungen werden kann manchmal, dass man manchmal eben vielleicht einfach versuchen sollte zu akzeptieren, wie die Umstände sind, auch wenn sie scheisse sind - und sich vielleicht sogar zuzugestehen, dass es schlimmer sein könnte, und das nicht als Selbstbetrug anzusehen, sondern als gesunde Haltung.

Und was klingt wie ein komplett altbackener Beizengängerspruch oder zumindest etwas, das als Patentrezept nicht ernst genommen werden darf von seriösen Bürgern, finde ich doch eben wirklich: man kann auch versuchen, alles ein bisschen mit Humor zu nehmen. Man ist sich ja einig, dass Trump eine Witzfigur - wenn auch eine gefährliche - ist, also, warum nicht wirklich einfach mal nur herzlich lachen?
Ich weiss, wenn es um bedrohte Menschenleben geht, dann mag das Verb 'lachen' vielleicht sadistisch und unbedacht anmuten. Aber es würden ja auch weiterhin Menschenleben bedroht, wenn man heulen und sich echauffieren würde.
Mein Wutbudget zumindest ist begrenzt. Ich habe keine Energie dafür. Ich kann mich nicht über Kabelsalat ärgern, über die mängelhaften Akkukapazitäten meines iPhones und darüber, dass ich nachts nicht schlafen kann, und dann auch noch über jeden einzelnen politischen Misstand auf der Welt. Dafür habe ich nicht genug Akkukapazitäten. Deshalb bleibe ich dabei, es mit Humor zu nehmen. Und die Hoffnung nicht aufzugeben. Ich finde nämlich, dass die Welt insgesamt betrachtet eigentlich ganz okay ist. Und die Menschheit an und für sich auch. Wir haben es immerhin geschafft, über 2000 Jahre gemeinsam einen Planeten zu erhalten. Wir sind zwar dabei, diesen systematisch zu zerstören, aber noch ist es nicht so weit. Noch haben wir uns noch nicht selbst besiegt, und das ist doch eigentlich schon mal ein nicht ganz so schlechter Ausgangspunkt.

Dienstag, 27. Dezember 2016

Vorsätze

In diesem Beitrag geht es um Kommen, Gehen und Siegen.

Sich Vorsätze fürs neue Jahr zu machen ist eigentlich schon fast wieder so abgedroschen, dass man es eigentlich mal machen könnte. Um nicht ganz so ausgiebig im Klischeebad zu planschen, könnte man sie zur Abwechslung ja dann auch mal einhalten.

Ich habe mal ein bisschen zusammengesammelt, was ich 2017 umsetzen möchte. Folgende wären meine Vorsätze:

- 10 Kilo abnehmen, um dann mit dem Rauchen aufhören und durch die allgemein bekannte Ersatzhandlung NASCHEN wieder 10 Kilo zunehmen zu können, ohne eine Plusbilanz auf der Gewichtsskala zu haben

- Eine gute Antwort auf die Frage 'Warum?' finden

- Eine noch bessere Antwort auf die Frage 'Ist das wirklich passiert?' finden

- Nicht mehr alleine in der Öffentlichkeit herumfluchen, um nicht den Eindruck zu erwecken, ein alkoholisierter Clochard zu sein

- Tinder desinstallieren

- Nicht mehr mit meiner sogenannten Flugangst kokettieren, nur um dann beim Check-In als Erste genervt zu sein, wenn es nicht schnell genug geht

- Besser mit Komplimenten umgehen lernen

- Besser mit Kritik umgehen lernen (wahlweise weniger ernst oder ernster nehmen)

- Ein Aquarium zulegen (weil ich Fische wirklich mag und nicht nur ein Statement gesucht habe, zu dem gerade eine passende, aktuelle Zeichnung am Start war!)
... (und dann auch richtig schöne Tiefseepflanzen kaufen, nicht nur dieses dekorative Möchtegern-Unterwasser-Ikea-Zeug)







- Einen Monat vegetarisch leben, um mal wieder zu spüren, wie das ist, auf etwas zu verzichten, das man liebt



- Keine Fragen mehr stellen, deren Antwort einen nicht interessiert

- Endlich einen guten Witz erfinden (das versuche ich schon, seitdem ich ein Kind war - wie kann es so schwer sein, eine so kurze Erzählung zu erschaffen?)

- Lernen, tapfer und angstlos auf Leute zuzugehen, mit denen man aus irgendeinem Grund interagieren möchte

- Multitaskisches Verhalten endgültig aus dem Alltag verbannen und begreifen, dass die Dinge wirklich nicht schneller erledigt sind, wenn man sie parallel zueinander zu erledigen versucht

- Sich nie wieder etwas vornehmen, von dem man sich nicht sicher ist, dass man es einhalten möchte




Samstag, 5. November 2016

Das geistige Alter

In diesem Beitrag geht es um Reife, Sex und Seife.

"Man ist so alt, wie man sich fühlt", ist natürlich ein Satz, den sich nur Hohlköpfe trauen, laut auszusprechen, Leute, denen die natürliche Angst vor Allgemeinplätzen fehlt (ist doch eine natürliche Angst, oder!). Trotzdem ist es wohl wahr, dass man sich nicht immer so alt fühlt, wie man ist - was immer jedwedes Alter einem auch für Gefühle auftischen mag. Ich finde 24 ein schwieriges Alter. Man ist aus dem Gröbsten raus, aber noch nicht ganz darüber hinweg. Die Teenagerzeit nagt noch ein kleines bisschen an den Nerven und die Gedanken ans ganz-erwachsen-werden (so mit 30 oder so) lassen sich noch relativ einfach aufschieben.


Auch hin und wieder noch kindisch: Sandra Meier, 27, Bürokauffrau

Als Kind mochte ich Seife, die Tierformen hatte. Jetzt mag ich Seife, die aus dem Spender schäumt, als würde man Milchschaum aus einer Maschine pressen. Manchmal gehe ich in Einkaufscentern einzig und allein deshalb in die Toilette, um diese Seife auf meine Hände zu schmieren. Ist ja auch nicht gerade unkindisch.
Meine beste Freundin hat geheiratet - sie ist ein Jahr jünger als ich. Mein bester Freund ist 15 Jahre älter als ich und betreibt einen eigens lancierten Hobbyharem. Ist einer von ihnen nun weniger erwachsen als der andere? Je ne sais pas.
Unlängst hat mich an der Tramstation ein schätzungsweise 300 Jahre alter Mann zu einem Paartanz aufgefordert (ich glaube, er war nicht betrunken). Ich fand seine Dynamik zwar rührend, aber es war mir dann doch etwas unangenehm, zumal mein Knie seit Neustem höllisch schmerzt.



Als Kind gab es für mich nichts Schöneres als Eisstände. Heutzutage eigentlich auch nicht. Leider wurden die alle längst von Marroniständen abgelöst, welche ich noch nie leiden konnte. Mit 9 dachte ich, mit 16 hätte ich vielleicht schon einen Mann und Kinder. Das ist mir zwar nicht gelungen, dafür darf ich mir aber nun offiziell eingestehen, dass mir ein anderer Traum gelungen ist, und zwar den, ein Buch zu veröffentlichen. Okay, Publikationstermin ist der 1.3.2017, aber immerhin steht er fest. 

Ich bin glücklich! Und gleichzeitig verstört. Alles ging so schnell. Und wenn ich daran zurückdenke, dass ich erste Teile des Romans mit 19 begonnen habe zu schreiben, dann kommt mir das richtig seltsam vor, als stecke ich in einer Zwischenzeit oder würde auf ein anderes Ich blicken, das von einem andern Planeten aus irgendwelche Outputs in mein Leben streut und von mir verlangt, dass ich sie in meine Alltagsgestaltung einbaue. Irgendwie so. Oder auch anders. Jedenfalls bin ich auch nervös, denn ich weiss, dass viele Fragen auf mich zukommen werden. Viele Fragen über Sex. Vielleicht auch ein paar wenige über den Tod (um den geht es nämlich EIGENTLICH in der Geschichte). Vielleicht eine Frage zu Oskar.  Aber Sex, darauf muss ich mich gefasst machen, wird mir auf jeden Fall als Ausgangsinteresse vorgeworfen werden, und auch wenn ich hoffe und auch noch einigermassen zuversichtlich denke, dass ich das werde handeln können, werde ich mir doch vorab ein paar Gedanken darüber machen müssen, wie ich dem Ganzen begegnen werde.

Jänu. Kommt Zeit, kommt Rat. Ich zähle auf dich, 2017.






Dies ist der Blog von Laura Wohnlich. Sie schreibt, macht aber auch andere Dinge. Auf diesem Blog geht es um Kunst, Literatur, Poesie, Politik und ganz gerne auch mal einfach nur darum, die Seele baumeln zu lassen. Auf diesem Blog geht es darum, "den Helden in sich zum Vorschein zu bringen". Man kann noch lange darauf warten, dass Hero auf irgendwas angeritten kommt und einem das Leben zurechtrückt. Sei dein eigener Held und reiss dem Deppen der glaubt, er wisse es besser als du, die Zügel aus der Hand!