Dienstag, 7. Februar 2017

Zu scheisse um wahr zu sein?

In diesem Beitrag geht es um Weltschmerz, Kim Kardashian und Humor.

Die Welt geht den Bach runter. In der Schweiz werden hochgradig rassistische Plakate der rechten Partei aufgehängt, die in ihrer Drastik so karikativ wirken, dass man sich fragen kann, ob das jetzt einfach nur purer Hass ist oder pure Dummheit oder schlichtweg - vermutlich - beides.
In Amerika regiert ein selbstverliebter Clown mit horrenden Absichten, in der Türkei ebenfalls und überhaupt, scheint irgendwie die ganze Welt kollektiv einfach nur noch in sehr kurzen, regelmässigen Abständen laut und leidend aufzuseufzen.

Ist das wirklich so? Wird alles immer schlimmer? Stehen wir bald vor dem dritten Weltkrieg? Wer weiss. Ich weiss nur: mir ist dieser ganze Leidensdruck zuviel. Wenn alles so scheisse erscheint, dass man gar nicht mehr anders kann, als sich scheisse zu fühlen, erhebt sich in mir ein Protestgefühl, das mir leise, aber aufdringlich zuflüstert: so schlimm kann's doch gar nicht sein. Irgendetwas muss doch gut sein oder besser geworden oder zumindest Anlass bieten, sich zu freuen. Vielleicht ist das ein reiner Überlebensreflex, vielleicht Zweckoptimismus, vielleicht grenzenlose Naivität. Wer weiss. Ich weiss es nicht.

Einsamer Soldat, irgendwo


Fakt ist: wir, die wir in sicheren Zonen leben, können natürlich alles mögliche sagen über den Zustand der Welt, ohne einen wirklich authentischen Eindruck von dem zu haben, worüber wir reden. Die meisten von uns wissen, wie sich Zahnschmerzen anfühlen, aber nicht, wie es sich anfühlt, mit einem Boot von Syrien her über den Ozean zu scheppern. Manchmal frage ich mich, ob wir uns überhaupt anmassen dürfen, unsere Ansichten über verheerende Umstände in andern Ländern in die Öffentlichkeit hinauszuplärren. Denn den meisten von uns geht es - objektiv betrachtet - doch einigermassen gut. Man kann sich aufregen, man kann es aber auch sein lassen. Finde ich. Oder es zumindest versuchen. Weltschmerz mit Freude bekämpfen statt mit Leiden. Irgendwie.

Bei Leuten wie, ich sag jetzt mal, Kim Kardashian, funktioniert das ja auch. Die lebt zwar unmittelbar in Trumps Terrorgebiet, aber irgendwie scheint sie ja trotzdem noch weiter fröhlich ihr Ding machen zu können. Okay, mit Kanye mag es nicht so gut laufen zurzeit, aber immerhin postet sie wieder Bilder auf Instagram, auf denen ersichtlich ist, dass es ihr einigermassen gut zu gehen scheint und auch ihren Himmelsrichtungenkindern. Von überdimensionalen Gesässaufnahmen ist auch keine Rede mehr. Irgendwie ja auch beruhigend. Oder? Nein, eigentlich nicht. Vielleicht geradezu beunruhigend. Aber eben: ohne irgendeinen Zugang von Notfallnormalität wären wir wahrscheinlich verloren. Ich zumindest. Und ich verfolge ehrlich gesagt lieber das Privatleben von irgendwelchen Promis, die nichts mit Politik zu tun haben, anstatt mir den Output eines Donalds reinzuziehen.

Linda B. aus G. lässt sich nicht entmutigen und arbeitet weiter fleissig an ihrer Bodytransformation.


Das Leben muss weitergehen. Der Frühling kommt. Ich habe keinen einzigen meiner Vorsätze eingehalten, aber irgendwie ist ja auch das beruhigend, zu wissen, dass Veränderung eben nicht erzwungen werden kann manchmal, dass man manchmal eben vielleicht einfach versuchen sollte zu akzeptieren, wie die Umstände sind, auch wenn sie scheisse sind - und sich vielleicht sogar zuzugestehen, dass es schlimmer sein könnte, und das nicht als Selbstbetrug anzusehen, sondern als gesunde Haltung.

Und was klingt wie ein komplett altbackener Beizengängerspruch oder zumindest etwas, das als Patentrezept nicht ernst genommen werden darf von seriösen Bürgern, finde ich doch eben wirklich: man kann auch versuchen, alles ein bisschen mit Humor zu nehmen. Man ist sich ja einig, dass Trump eine Witzfigur - wenn auch eine gefährliche - ist, also, warum nicht wirklich einfach mal nur herzlich lachen?
Ich weiss, wenn es um bedrohte Menschenleben geht, dann mag das Verb 'lachen' vielleicht sadistisch und unbedacht anmuten. Aber es würden ja auch weiterhin Menschenleben bedroht, wenn man heulen und sich echauffieren würde.
Mein Wutbudget zumindest ist begrenzt. Ich habe keine Energie dafür. Ich kann mich nicht über Kabelsalat ärgern, über die mängelhaften Akkukapazitäten meines iPhones und darüber, dass ich nachts nicht schlafen kann, und dann auch noch über jeden einzelnen politischen Misstand auf der Welt. Dafür habe ich nicht genug Akkukapazitäten. Deshalb bleibe ich dabei, es mit Humor zu nehmen. Und die Hoffnung nicht aufzugeben. Ich finde nämlich, dass die Welt insgesamt betrachtet eigentlich ganz okay ist. Und die Menschheit an und für sich auch. Wir haben es immerhin geschafft, über 2000 Jahre gemeinsam einen Planeten zu erhalten. Wir sind zwar dabei, diesen systematisch zu zerstören, aber noch ist es nicht so weit. Noch haben wir uns noch nicht selbst besiegt, und das ist doch eigentlich schon mal ein nicht ganz so schlechter Ausgangspunkt.

2 Kommentare:

  1. Ich möchte gern Ihre Zeichnung "Einsamer Soldat, irgendwo" kaufen. Bitte kontaktieren Sie mich.
    Oscar the Winner, International Art & Handycraft Trade inc., keycode HCI-LNH-OWA-rua-L-2991

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  2. @Oscar the Winner
    Wenn dies ein ernst gemeintes Angebot ist-danke für Ihr Interesse-ich habe allerdings keine Möglichkeit gefunden,Sie zu kontaktieren.
    Herzlich
    Laura W.

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Dies ist der Blog von Laura Wohnlich. Sie schreibt, macht aber auch andere Dinge. Auf diesem Blog geht es um Kunst, Literatur, Poesie, Politik und ganz gerne auch mal einfach nur darum, die Seele baumeln zu lassen. Auf diesem Blog geht es darum, "den Helden in sich zum Vorschein zu bringen". Man kann noch lange darauf warten, dass Hero auf irgendwas angeritten kommt und einem das Leben zurechtrückt. Sei dein eigener Held und reiss dem Deppen der glaubt, er wisse es besser als du, die Zügel aus der Hand!