Dienstag, 27. Dezember 2016

Vorsätze

In diesem Beitrag geht es um Kommen, Gehen und Siegen.

Sich Vorsätze fürs neue Jahr zu machen ist eigentlich schon fast wieder so abgedroschen, dass man es eigentlich mal machen könnte. Um nicht ganz so ausgiebig im Klischeebad zu planschen, könnte man sie zur Abwechslung ja dann auch mal einhalten.

Ich habe mal ein bisschen zusammengesammelt, was ich 2017 umsetzen möchte. Folgende wären meine Vorsätze:

- 10 Kilo abnehmen, um dann mit dem Rauchen aufhören und durch die allgemein bekannte Ersatzhandlung NASCHEN wieder 10 Kilo zunehmen zu können, ohne eine Plusbilanz auf der Gewichtsskala zu haben

- Eine gute Antwort auf die Frage 'Warum?' finden

- Eine noch bessere Antwort auf die Frage 'Ist das wirklich passiert?' finden

- Nicht mehr alleine in der Öffentlichkeit herumfluchen, um nicht den Eindruck zu erwecken, ein alkoholisierter Clochard zu sein

- Tinder desinstallieren

- Nicht mehr mit meiner sogenannten Flugangst kokettieren, nur um dann beim Check-In als Erste genervt zu sein, wenn es nicht schnell genug geht

- Besser mit Komplimenten umgehen lernen

- Besser mit Kritik umgehen lernen (wahlweise weniger ernst oder ernster nehmen)

- Ein Aquarium zulegen (weil ich Fische wirklich mag und nicht nur ein Statement gesucht habe, zu dem gerade eine passende, aktuelle Zeichnung am Start war!)
... (und dann auch richtig schöne Tiefseepflanzen kaufen, nicht nur dieses dekorative Möchtegern-Unterwasser-Ikea-Zeug)







- Einen Monat vegetarisch leben, um mal wieder zu spüren, wie das ist, auf etwas zu verzichten, das man liebt



- Keine Fragen mehr stellen, deren Antwort einen nicht interessiert

- Endlich einen guten Witz erfinden (das versuche ich schon, seitdem ich ein Kind war - wie kann es so schwer sein, eine so kurze Erzählung zu erschaffen?)

- Lernen, tapfer und angstlos auf Leute zuzugehen, mit denen man aus irgendeinem Grund interagieren möchte

- Multitaskisches Verhalten endgültig aus dem Alltag verbannen und begreifen, dass die Dinge wirklich nicht schneller erledigt sind, wenn man sie parallel zueinander zu erledigen versucht

- Sich nie wieder etwas vornehmen, von dem man sich nicht sicher ist, dass man es einhalten möchte




Samstag, 5. November 2016

Das geistige Alter

In diesem Beitrag geht es um Reife, Sex und Seife.

"Man ist so alt, wie man sich fühlt", ist natürlich ein Satz, den sich nur Hohlköpfe trauen, laut auszusprechen, Leute, denen die natürliche Angst vor Allgemeinplätzen fehlt (ist doch eine natürliche Angst, oder!). Trotzdem ist es wohl wahr, dass man sich nicht immer so alt fühlt, wie man ist - was immer jedwedes Alter einem auch für Gefühle auftischen mag. Ich finde 24 ein schwieriges Alter. Man ist aus dem Gröbsten raus, aber noch nicht ganz darüber hinweg. Die Teenagerzeit nagt noch ein kleines bisschen an den Nerven und die Gedanken ans ganz-erwachsen-werden (so mit 30 oder so) lassen sich noch relativ einfach aufschieben.


Auch hin und wieder noch kindisch: Sandra Meier, 27, Bürokauffrau

Als Kind mochte ich Seife, die Tierformen hatte. Jetzt mag ich Seife, die aus dem Spender schäumt, als würde man Milchschaum aus einer Maschine pressen. Manchmal gehe ich in Einkaufscentern einzig und allein deshalb in die Toilette, um diese Seife auf meine Hände zu schmieren. Ist ja auch nicht gerade unkindisch.
Meine beste Freundin hat geheiratet - sie ist ein Jahr jünger als ich. Mein bester Freund ist 15 Jahre älter als ich und betreibt einen eigens lancierten Hobbyharem. Ist einer von ihnen nun weniger erwachsen als der andere? Je ne sais pas.
Unlängst hat mich an der Tramstation ein schätzungsweise 300 Jahre alter Mann zu einem Paartanz aufgefordert (ich glaube, er war nicht betrunken). Ich fand seine Dynamik zwar rührend, aber es war mir dann doch etwas unangenehm, zumal mein Knie seit Neustem höllisch schmerzt.



Als Kind gab es für mich nichts Schöneres als Eisstände. Heutzutage eigentlich auch nicht. Leider wurden die alle längst von Marroniständen abgelöst, welche ich noch nie leiden konnte. Mit 9 dachte ich, mit 16 hätte ich vielleicht schon einen Mann und Kinder. Das ist mir zwar nicht gelungen, dafür darf ich mir aber nun offiziell eingestehen, dass mir ein anderer Traum gelungen ist, und zwar den, ein Buch zu veröffentlichen. Okay, Publikationstermin ist der 1.3.2017, aber immerhin steht er fest. 

Ich bin glücklich! Und gleichzeitig verstört. Alles ging so schnell. Und wenn ich daran zurückdenke, dass ich erste Teile des Romans mit 19 begonnen habe zu schreiben, dann kommt mir das richtig seltsam vor, als stecke ich in einer Zwischenzeit oder würde auf ein anderes Ich blicken, das von einem andern Planeten aus irgendwelche Outputs in mein Leben streut und von mir verlangt, dass ich sie in meine Alltagsgestaltung einbaue. Irgendwie so. Oder auch anders. Jedenfalls bin ich auch nervös, denn ich weiss, dass viele Fragen auf mich zukommen werden. Viele Fragen über Sex. Vielleicht auch ein paar wenige über den Tod (um den geht es nämlich EIGENTLICH in der Geschichte). Vielleicht eine Frage zu Oskar.  Aber Sex, darauf muss ich mich gefasst machen, wird mir auf jeden Fall als Ausgangsinteresse vorgeworfen werden, und auch wenn ich hoffe und auch noch einigermassen zuversichtlich denke, dass ich das werde handeln können, werde ich mir doch vorab ein paar Gedanken darüber machen müssen, wie ich dem Ganzen begegnen werde.

Jänu. Kommt Zeit, kommt Rat. Ich zähle auf dich, 2017.






Freitag, 23. September 2016

Eine Sturzgeschichte

In diesem Beitrag geht es um Terrorismus, Tinder und die ewige Wiederkehr der Dinge.



Araban Akbar entschloss sich mit 23 Jahren zum Terrorismus, sprengte eine regionale Bank mit fünfzehn Menschen, inklusive sich selber, in die Luft und trat im Jenseits 72 Jungfrauen gegenüber. Albrecht Huber kaufte sich bei OBI zwanzig verschiedene Sorten Pflanzen und drei Säcke Bioerde und schaffte es nicht, seinen Garten so schön aussehen zu lassen wie der seines Nachbarn. Henriette Rinderknecht spielte zum sechsten Mal in ihrem Leben Lotto und gewann  zum sechsten Mal nichts, worauf sie sich zu einem Fitnesscenter-Abo entschied, von dem sie nur einmal - am gleichen Tag - Gebrauch machte. 

Bevor dies alles geschah, begegneten sich Araban, Albrecht und Henriette eines Tages an einer Busstation, deren Standort unwichtig ist. Zufällig standen sie alle drei zur selben Zeit an derselben Station und beabsichtigten mehr oder weniger zeitgleich, vom Ticketautomaten Gebrauch zu machen. Die beiden Herren einigten sich nach einem kurzen Blickwechsel offenbar stillschweigend darauf, dass sie beide Gentlemen waren, und liessen Henriette zuerst lösen.
Dies hatte zur Folge, dass Araban und Albrecht schwarz fuhren, denn was sie nicht wissen konnten, war, dass Henriette Ausländerin war und noch nie einen Ticketautomaten wie diesen hier bedient hatte und daher folglich sehr lange brauchte, bis sie ihren Schein in der Hand hielt.

Um es nochmal zu betonen: der Bus fuhr vor und alle drei stiegen ein, aber nur Henriette besass ein Ticket.
Und  natürlich kam es, wie es kommen musste: nach zwei Stationen schon stieg Jérome Sinclair ein, der von Berlin eines Tages hierhergezogen war, obwohl er lieber nach Montmartre zurückgekehrt wäre. Egal, jedenfalls hatte er sich in Deutschland zum Ticketkontrolleur umschulen lassen (falls es dafür überhaupt eine Umschulung gibt. Egal). Sinclair jedenfalls betrachtete die beiden Herren, die sich zufällig nebeneinander gesetzt hatten, mit einer Feindseligkeit, die man der Fairness halber als berufsbedingt bezeichnen sollte.

"Ticket?", wollte er von ihnen wissen. 
Araban und Albrecht blickten sich ratlos an. Araban dachte nicht an Jungfrauen, Albrecht dachte nicht an seine schlecht gedeihenden Pflanzen. Beide dachten nur: Mist, ich bin am Arsch, ich habe kein Ticket. Beide blickten zu Henriette, die seelenruhig in einem Buch blätterte, dessen Sprache die beiden Männer nicht kannten, und sich im übrigen mit dem Rücken zum Geschehen hingesetzt hatte, zufällig.


"Kein Ticket?", wollte der Busfahrer wissen. Araban schüttelte den Kopf. Albrecht hob vage die Schultern gen Ohren. 
"Also kein Ticket." Sinclair zückte ein elektronisches Gerät und begann darauf herumzustochern mit etwas, das man wohl irgendwie Pen nennen darf. Kurze Zeit später standen Araban und Albrecht mit identischen Busszetteln auf der Strasse und beschlossen im Stillen und jeder für sich, dass sie nie wieder Gentlemen spielen würden, schon gar nicht für ausländische Frauen, die ihnen keine Dankbarkeit zollten.

"Na dann", sagte Albrecht aus einem nicht wirklich klar identifizierbaren Impuls heraus zu Araban und klopfte ihm zusätzlich verabschiedend auf die Schulter. Araban wandte sich ab.



3 Jahre später stellte Araban fest, dass die Jungfrauen im Jenseits sich mehr dafür interessierten, die unter den Wolken liegenden Stromnetze anzuzapfen, um sich auf Tinder mit ihrer Jungfräulichkeit zu brüsten und nach reichen Amerikanern Ausschau zu halten als dafür, mit ihm ins Bett zu gehen. 
Albrecht sass daheim auf seinem Balkon, trank Limonade aus einer Kaffeetasse und spuckte eine Ladung Schleim auf einen Haufen Bioerde, der ihm eigentlich hätte zu Ansehen verhelfen sollen. Beide fühlten sich wie Versager. Und Henriette? Wer weiss. Vielleicht verliebte sie sich in den Busfahrer, aber das ist eher unwahrscheinlich, Henriette hasste Franzosen.

"Wer hinfällt, muss wieder aufstehen", las Albrecht in einem austauschbaren Buch. Wer steht, fällt um, dachte Albrecht. Araban las "Und dein Herr, Er ist wahrlich der Allmächtige, der Barmherzige" und fragte sich, für wen er gestorben war. 
Henriettes Schwester, deretwegen Henriette damals unter anderem das Fitnesscenter-Abo gelöst hatte, las in einem Magazin mit pinker Schrift, dass es sie nur fünf Schritte koste, um zum idealen Sommerpo zu gelangen, und wünschte sich drei Sekunden lang den schnellen, schmerzlosen Tod.
Es wurde Winter und anschliessend Frühling. 

Sonntag, 31. Juli 2016

Smoking kills

In diesem Beitrag geht es ums Aufhören, um Unerklärlichkeiten und ein mögliches, besseres (?) Leben

Ich versuche seit ungefähr 2 Wochen aktiv mit dem Rauchen aufzuhören. Okay, genau genommen versuche ich damit aufzuhören, seit ich damit begonnen habe, aber irgendwie geht das ja allen Rauchern so. "Ich weiss, es ist scheisse - eines Tages hör ich damit auch gewiss wieder auf", solche oder ähnliche Sätze sagen oder zumindest denken die allermeisten, die sich dazu bekennen, rauchende Menschen zu sein.



Aber der Moment, in dem wirklich das berühmte KLICK im Kopf eines Rauchers erklingt und er beschliesst, wahrhaftig den Rauchstop anzutreten, tritt meist nicht einfach so aus heiterem Himmel ein. Der Moment, wo man nicht mehr nur weiss, dass man eigentlich aufhören sollen wollte, sondern wo man wirklich will, dass man aufhören will. Raucher müssen also sozusagen erst einmal das Wollen lernen. Meine persönliche gedankliche Ausrede an mein schlechtes Gewissen war immer: "Ach, ich liebe Rauchen einfach viel zu sehr, sollen andere Menschen alt werden, das Qualmen gibt mir einfach sooo viel, ich kann mir nicht vorstellen, dass es als gesunder Mensch im Altersheim unterhaltsamer ist, mit anderen alten Menschen Brettspiele zu spielen, als dann halt tot und vom Krebs zerfressen unter der Erde zu liegen." Oder so ähnlich.

Natürlich ist das Quatsch. Aber nicht, weil Rauchen Spass macht - sondern weil es eben wirklich einfach rein gar nichts Unterhaltsames an sich hat. Mag sein, dass es in Raucherrunden unterhaltsamere Unterhaltungen gibt als unter jenen, die nichtrauchend im Innern eines Gebäudes zurückbleiben, aber dabei geht es ja, wer hätte es gedacht, nicht um die Kippe, sondern um die Personen, die an ihren Glimmstängeln hängen. Ich hab jedenfalls noch nie erlebt, dass eine Zigarettenschachtel ein Gesprächsthema vorgeben würde. Man müsste sich also eher mal mit der ernsthaft verstörenden Frage auseinandersetzen, weshalb Menschen, die gemeinsam rauchen, es einfacher finden, miteinander ungezwungen zu kommunizieren, als solche, die in der 10-Uhr-Pause lieber in der Mensa Darvida knabbern.

Ist Rauchen heutzutage überhaupt noch cool?


Jedenfalls: es gibt ungefähr tausend gute Gründe, mit dem Rauchen aufzuhören, und eigentlich keinen einzigen, damit anzufangen. Wie gesagt: Spassfaktor geht gen null. Man gibt einen Haufen Geld aus, um für jeweils knapp dreieinhalb Minuten (zumindest in meinem Fall, ich hab auch schon Leute gesehen, die es schaffen, 7 Minuten an einer Zigi herumzunuckeln) einer Beschäftigung nachzugehen, die keinen andern Zweck erfüllt, als sich giftigen Dunst in die Mundhöhlen zu saugen und den von da aus schön in die Lungen zu ziehen. Und trotzdem ist Rauchen die weltweit verbreitetste Sucht überhaupt. Gut, sie ist auch legal. Aber alles andere macht wenigstens Spass. Vermutlich ist es genau deswegen nicht verboten. Okay, Alkohol gilt auch als legales Rauschmittel, doch wird man, wenn man sagt, man sei Alkoholiker, wesentlich abwertender angeschaut als wenn man zugibt, Raucher zu sein.

Alan Warren hatte recht: Rauchen ist wie Wandeln in einem bizarren Labyrinth, bei dem man die ganze Zeit den Ausweg sucht und sich fragt, wie man da eigentlich reingeraten ist und warum man schon so lange darin herumirrt.
Ich persönlich glaube ja, ein grosses Problem ist die Flexibilität des Rauchens. Als Raucher verbindet man nämlich plötzlich nahezu ALLES mit Zigaretten. Diese Tramhaltestelle - rauchend warten. Mein Balkon - rauchend lesen. Parkbänke - rauchen. Zug hat Verspätung - rauchen, rauchen, rauchen. Rauchen geht beinahe überall und somit hat es das Suchtgedächtnis natürlich besonders schwer, diese grundsätzlich hochgradig idiotische Tätigkeit von der Umwelt zu deassoziieren.

Man muss es irgendwie schaffen, den Blick auf die Dinge zu ändern, oder besser noch: die Wahrnehmung der Dinge, die der eigene Blick trifft. Aber wie ändert man die eigene Wahrnehmung? Wo sind Jung & Co., wenn man sie braucht? Haben die eigentlich geraucht? Ach, was soll's. Momentan weiss ich - wie vielleicht unschwer festzustellen war - gar nicht, ob ich für einen endgültigen Rauchstop wirklich bereit bin. Irgendein trotziger Teil in mir motzt nämlich immer noch: "Na und, was soll das Theater, dann bist du eben süchtig, scheissegal, acht Franken für ein Zigipäckchen gehen doch eh immer, Hauptsache, Hände und Mund können endlich wieder ihrer gewohnten Beschäftigung nachgehen."
Andererseits bin ich wirklich an dem Punkt, wo ich wollen will. Ich will nicht mehr rauchen wollen, und das ist doch immerhin schon mal etwas. Die Konsequenzen sind mir nicht egal, im Gegenteil, ich untersuche meine Mundhöhle redelässig auf erste Krebsanzeichen und wäre tödlich beunruhigt, wäre ich auf einmal konstant heiser. Ich hasse es, dass ich nebst all meinen ernsthaft coolen Süchten (Sport, Musik, Freiheit, ääähm) noch diese unspektakuläre, nervige Rauchersucht haben muss, die ich mit jedem Dorftrottel und Bahnhofsjunkie zu teilen habe und für die man sich trotz allem noch nicht einmal vor der Gesellschaft zu rechtfertigen braucht! Nein, man steht als Raucher komplett alleine da, gänzlich auf sich selber gestellt, niemand kommt vorbei und zwingt einen, eine Rehab zu machen, und man muss entscheiden, was man walten lassen will: Selbstdisziplin oder Selbstliebe, um aufzuhören mit dem Smoken, eigentlich wäre das zweite ja die schönere und auch richtigere Lösung, zu erkennen, zu fühlen, dass es einem eben wirklich nun einmal einfach nicht gut tut!

Hach. Ich mache nachher einen Spaziergang. Und zünde vielleicht etwas an. Keine Zigarette, aber eventuell einen Feuerwerkskörper, den ich einem übermotivierten Kind stehle. Aggressiv und rücksichtslos macht das Nicht-mehr-Rauchen nämlich auch. Aber wenn ich es tatsächlich schaffen sollte, aufzuhören, kann ich ja das ganze Geld, das in Zigaretten geflossen wäre, nächstes Jahr an diesem Tage in Raketen investieren und die aus Karmagründen einem Kind zurückgeben. Bis dahin sollte der Groll schliesslich überwunden sein. Und ausserdem: was hätte ich mir für einen besseren Tag aussuchen können als den Schweizer Nationalfeiertag, um meiner Leiden schaffenden Eigenschaft einen Schlusspunkt zu setzen? Jetzt, wo wir ne neue Hymne haben! Feuertrunken, das gibt's ab heute nicht mehr. Hurray.


Samstag, 2. Juli 2016

Krank

In diesem Beitrag geht es um...ich weiss es nicht. Vermutlich um noch weniger als sonst.

Krank. Was genau soll das sein? Geht es um hohes Fieber? Reicht ein Kopfschmerz? Ein vages Herzflattern? Das Gefühl, dass etwas falsch läuft im eigenen Hirn? Falsch ist vermutlich das richtige Wort. Etwas stimmt nicht. Man fühlt sich, man weiss nicht wie, aber jedenfalls reicht es nicht für gut. Und blickt man sich um und sieht in fremde Gesichter, merkt man: ja, denen geht es anders. Die sind vielleicht fett, tragen seltsame Hosen und hören Scheissmusik, aber die haben keine Probleme. Beziehungsweise, noch schlimmer: sie machen sich aus dem, was sie erleben, keine Probleme. Ihre Herzen bleiben gesund und lassen sich nicht von irgendwelchen suspekten Erlebnissen mit einem zermürbenden Schmerzvirus infizieren.

Die allgemeinen Meinungen zum Umgang mit Krankheit gehen in die unterschiedlichsten Richtungen. Die einen sagen: auskurieren, Wasser trinken, Klappe halten, andere finden, man sollte sich mit der Krankheit auseinandersetzen und am besten drei Ratgeber zum Thema lesen und meditieren, wieder andere zucken einfach mit den Achseln, plädieren für Medikamente und eine ehrgeizige Arbeitsmoral.

Ich habe es mit allem versucht und bin mir nicht sicher, ob irgendetwas geholfen hat. Ausser Musik. Ich wünsche allen, denen sich heute ebenfalls mehrmals schon der Magen umgedreht hat, von Herzen eine gute Besserung.

 


Samstag, 4. Juni 2016

Bedingungslos existenzberechtigt

In diesem Beitrag geht es um die morgige Volksabstimmung in der Schweiz, um Zeit und um Thom Hartmann.


Passt als Einstiegsbild nur bedingt, aber egal: nicht immer laufen die Wege parallel


Morgen ist es soweit. Der Tag ist gekommen, den so viele mit spöttischem Grinsen und ironischen Sprüchen erwartet haben. Andere blickten ihm mit zurückhaltendem Respekt entgegen, anderen war es scheissegal. Manche sehnen ihn mit missionarischer Begeisterung herbei, einige mit mutlosem Zweckoptimismus à la "Ich habe ja Ja gestimmt, aber angenommen wird die Initiative eh nicht."
Vermutlich stimmt das. Vermutlich sind 'wir' nicht bereit. Doch was soll das genau heissen? Welches 'Wir' ist nicht bereit? Die Akteure des Wirtschaftssystems? Die verkorksten Bünzlis aus dem Appenzell? So genau lässt sich das wohl nicht sagen. 

Fakt aber ist wohl, dass diejenigen, die GEGEN die Initiative argumentieren, mit Sicherheit NICHT bereit sind für deren Umsetzung. Und wenn diese Menschen in der Mehrzahl sind, wird die Initiative halt folglich einfach erwartungsgemäss abgelehnt, und dann wird das zum jetzigen Zeitpunkt wohl auch gut sein so. Dann wird es vermutlich weitergehen wie bislang und die sogenannten Veränderungen in diversen Systemen mit PR-tauglichem Optimierungsanspruch werden in kleinen, überschaubaren Rahmen stattfinden. Wahre Reform lässt dann wie gehabt auf sich warten oder, wahrscheinlicher, schafft sich demnächst selber ab. Das Interesse an wahrer Reform verliert sich immer mehr. In einer Zeit, wo wir eigentlich Erneuerer, Erfinder und Revolutionäre bräuchten, werden unsere sozialen Systeme immer intoleranter und härter in Bezug auf Unterschiede und Variationen. 
Im Hinblick auf diese Tatsache sehe ich tatsächlich wenig Sinn darin, den Leuten, die das nicht begreifen, Geld vor die Füsse zu werfen. Solange der Anspruch, das Bildungssystem zu ändern, noch nicht vorhanden ist, bringt diese gut gemeinte Einkommensreform meiner Meinung nach tatsächlich wenig - aber nicht nichts.

Der Notausgang: Weg versperrt. Aber in Sichtweite.

Das sehen selbst die meisten Befürworter so: die Zeit sei noch nicht reif. Allerdings frage ich mich dann doch auch wie angetönt bei genauerer Überlegung: why eigentlich not? Warum nicht mal bei C anfangen statt bei A? Okay, das Schulsystem hinkt meilenweit hinter den revolutionären Ansprüchen hinterher, die Politik natürlich auch, aber warum nicht mal einfach ein paar dieser dringenden Verbesserungsansätze überspringen? Üblicherweise beginnt man beim Züchten einer Pflanze damit, Samen in die Erde zu setzen. So stellt man sich das auch mit grossen verändernden Massnahmen im Sozialsystem vor. Aber könnte man die aktuelle Initiative nicht auch so sehen, dass man wenigstens hoffnungsvoll versucht, Erde zu giessen, auch wenn noch nichts aus den Samen an die Oberfläche gedrungen ist? Manchmal wachsen kleine Pflänzchen aus dem Boden, von denen man kaum versteht, woher sie kommen. Wer kennt das nicht: man pflanzt einen Zitronenbaum und plötzlich wächst da daneben fröhlich eine Blume vor sich hin, die man noch nie zuvor gesehen hat. 

Vielleicht kann das bedingungslose Grundeinkommen zum jetzigen Zeitpunkt kein Umdenken erzeugen, aber in ein paar Jahren. Die Umstände verändern um die Gedanken zu verändern, learning by doing quasi. Viele Kritiker argumentieren damit, dass ein bedingungsloses Grundeinkommen per se einfach nicht finanzierbar sei. Und das stimmt auch in ihrem Weltbild, weil ihre Argumente sich auf Institutionen wie Rente, Krankenkassen etc. stützen. Solange unsere Gesellschaft weiterhin nach diesen fragwürdigen Systemen reguliert wird und keine höheren Ideale vorliegen, scheint es unumgänglich, dass finanzielle Lücken entstehen und die Geldverteilung nicht wirklich aufgeht. Und da ich persönlich wenig Hoffnung habe, dass diese eingefleischten Pseudo-Rationalisten jemals ihre Vorstellungen aufgeben werden, hege ich auch wenig Hoffnung in Bezug auf die Durchsetzung der BG-Initiative. 

"Der Zucker kommt nicht einfach so geflogen, ich gehe jetzt arbeiten, Henri."

Kulturen - da stimme ich Hartmann voll und ganz zu - denen es an der Fähigkeit und am Willen mangelt, grosse Veränderungen vorzunehmen, werden Ärger bekommen. Innerer Zerfall steht bevor, aber den Akteuren der Anti-Reform ist das egal, weil ihnen anscheinend nur der Zeitraum wichtig ist, in dem sie als Menschen auf dem Planeten Erde zugegen sind. Die Bequemlichkeit vermag in diesen Fällen ein Menschenleben auszufüllen. 

Spiritualität zählt heute nicht mehr in unserer Gesellschaft, was ich als immenses Problem sehe. Niemand sollte dazu angehalten werden, sich spirituell zu verhalten, wenn er sich nicht dazu berufen fühlt - aber das kontinuierliche Ausmerzen durch Belächeln und Ignorieren der wichtigen Gabe der Intuition spiritueller Menschen zeigt im Grunde einfach nur auf, wie wenig unsere Zeit für Individualismus übrig hat. Und dass Individualismus wichtig für das Überleben einer Gesellschaft ist, das hat sich in der Geschichte mehr als genug gezeigt. Ob Benjamin Franklin oder Thomas Edison - sie alle waren sogenannte Querdenker, die Fortschritte bewirkt haben, die mit der monotonen Ideenverwaltung anderer Stromschwimmer nicht stattgefunden hätte. 

Wenn eine so grossartige Initiative wie die des bedingungslosen Grundeinkommens nicht durchkommt, dann ist das für mich lediglich ein weiterer Beweis dafür, dass es sich lohnt, nicht immer mich selber zu hinterfragen, sondern die andern. Insofern wäre ich vielleicht sogar ein bisschen dankbar, wenn die Mehrheit Nein stimmte. 

Des einen Freud, des andern Leid: alle Menschen sind Helden, der eine im Zelt, der andre in der Villa, der andre auf der Welt.






Samstag, 28. Mai 2016

Wanna be offline (sorry für erneuten Englischtitel)

In diesem Beitrag geht es um Kommunikation, Gedankenvielfalt und Möglichkeiten.



Ich war neulich nahezu 24h offline. Es war - und das ist jetzt echt echt nicht pathetisch gemeint - wohl die beste Zeit meines Lebens. Oder wenigstens waren es die besten vierundzwanzig Stunden der letzten vierundzwanzig Tage. Es ist zwar wirklich ein leidiges Thema, das ist mir bewusst: das Dauer-Erreichbarsein, die Online-Fixiertheit der Jugend, die berüchtigten Doppelhaken im Whatsapp-Verkehr. Aber nur weil jeder darob die Augen verdreht und glaubt, einen Standpunkt zu vertreten, wenn er einen Spruch über das Aussterben der Telefonzellen klopft, heisst das noch nicht, dass es kein brandaktuelles und wichtiges Thema ist! 

Denn ehrlich gesagt, scheint jedem zwar mittlerweile bewusst zu sein, dass das ganze Verfügbarsein irgendwie ungesund sein muss oder zumindest nicht ausreichend befriedigend, doch wirklich ein Gegenmittel hat leider niemand zur Hand. Beziehungsweise hat jeder es sozusagen in der eigenen: Smartphone ist da, Ausschaltknopf auch. Aber wer traut sich das heute noch (zu)? Die Angst, DEN Anruf zu verpassen, auf DIE Nachricht nicht subito antworten zu können, DAS Snapchatbild nicht im richtigen Augenblick zu Gesicht zu bekommen, ist viel zu gross.

Und ehrlich gesagt ist die Angst auch berechtigt. Als ich das letzte Mal offline gewesen bin - eben diese 24h - hatte ich nach dem 1.Blick auf meinen Bildschirm nach Ausschalten des Flugmodus tatsächlich das Gefühl, ein digitaler Kommunikationstsunami rolle über mich hinweg. Zwar liessen sich die gefühlten 2000 Nachrichten innerhalb weniger Minuten beantworten (okay, viele davon waren auch ignorierbar, Massenmails etc.), aber es geht bei der ganzen Problematik ja auch nicht um die tatsächliche Last der Dinge, sondern die, die man sich im Kopf macht. Die Welt geht nicht unter, nur weil man jemandem nicht zackig antwortet, genauso wenig wie sie das tut, wenn ein andrer die eigenen Messages geflissentlich ignoriert. Aber man selber geht unter, irgendwo im Offline-Alltag, wo man das alles als 2.0-Mensch noch nicht gelernt hat zu verwerten.


Ein gutes Gegenmittel gegen den Trubel ist Reisen. Physisches Verreisen, am besten in einem Fahrzeug ohne W-Land und am besten auch gleich ohne Netz. Leider steuert die Gesellschaft derzeit irgendwie darauf zu, sich immer überforderter zu fühlen mit der Möglichkeit, offline zu sein. Statt sich der vorbeiziehenden Landschaft zu erfreuen, wird auf einen trüben Bildschirm gestarrt, auch wenn in den meisten Fällen noch nicht einmal wirklich gross was los ist auf jenem. Lieber durch das altbekannte Fotosortiment scrollen als sich die andern Leute um einen rum anzugucken. Lieber Foodporn auf Instagram betrachten statt im Bordrestaurant 10 Franken für ein Gipfeli zu bezahlen. Ähm. 

Ja, die Möglichkeit wäre da. Man hat sie alle, die Möglichkeiten. Ausschalten, anschalten, abschalten. Aber vielleicht ist genau das ein grosser Teil des Problems: wir können uns nicht überwinden, uns selber vom Druck zu befreien. Deshalb sind Situationen, in denen man zum Offline gehen gezwungen wird, manchmal echt hilfreiche Zwischenfälle. 


Unlängst war ich im Wald. Selbst da gab es Empfang, aber nur sehr schlechten. Ich wartete minutenlang auf die Sendebestätigung und im Anschluss noch länger auf Antworten. Schliesslich war ich so genervt, dass ich das Telefon komplett ausschaltete. Und die Bäume betrachtete. Und zwei Enten, die sich offensichtlich sehr gerne mochten und beschlossen hatten, einen auf Mensch zu machen und auf einem Bänkchen die Gegend zu observieren. Alles war sehr schön. Das Licht, das durch das Blätterwerk brach und goldene Schleier auf den Teich projizierte. Die feuchte Erde. Das Zwitschern von fröhlichen Frühlingsvögeln. Warum mache ich sowas nicht öfter? Statt jetzt, wo es mal wieder arschgeiles Wetter ist draussen, im Wald zu sein und mich wieder an der Mannigfaltigkeit der Natur zu ergötzen, sitze ich hier im stickigsten Zimmer meiner Wohnung rum, die Rollos sind allen Ernstes unten, und ich schreibe hier auf meinem idiotischen Blog einen Eintrag, in dem ich mich darüber aufrege, dass zuviel online passiert und zu wenig im Busch ist. 

Na ja, whatever. Ich habe gestern ein Baumhaus in Auftrag gegeben. Die Firma, die das online anbietet, darf ich hier nicht verraten wegen Schleichwerbung und Name-Dropping und sowas, aber ich bin gespannt, und sobald das da ist, werde ich dort einziehen und dann nie wieder einen Eintrag verfassen müssen, der sich selber öfter widerspricht als Donald Trump!
Mein Handy nehme ich aber mit. Wegen Musik und dem Durchlesen alter Nachrichten und sowas. Das ist ja eh das schönste am smarten Phone: das Archivieren. 


Mir ist klar, dass es einige Menschen gibt, die über das, was ich jetzt geschrieben habe, wieder mal den Kopf schütteln und stolz auf ihr Steinzeit-Nokia zeigen und meinen, sie verstünden das Klagen nicht, sie jedenfalls seien nie online und hätten kein WhatsApp und der Facebookaccount sei ebenfalls inaktiv und Snapchat sei was für narzisstische Perverslinge. Ja, Respekt Leute, ihr könnt euch ins Elefantengehege stellen und zu einer aussterbenden Wesensart hinzuzählen. Man wird euch vermutlich weniger spenden als dem WWF, aber dafür sterbt ihr höchstwahrscheinlich stolzer und glücklicher als andere.






Sonntag, 15. Mai 2016

I go fucking ballistic!

In diesem Beitrag geht es um weisse Glut, glühende Weisheit und Weltfrieden.




Ich habe, seit ich denken kann, ein kleines Wutproblem. Wobei, nein, eigentlich handelt es sich nicht um ein Problem, denn ich empfinde es nicht als störend, wütend zu sein, im Gegenteil, ich geniesse es jeweils. Man könnte einfach von einer niederen Reizschwelle sprechen, einer konstant brodelnden Bereitschaft, jederzeit in die Luft zu gehen, wegen grösseren oder auch völlig harmlosen Belanglosigkeiten.
Wo andere ruhig bleiben, rege ich mich auf, wo andere sich aufregen, raste ich komplett aus. Impulsivitätsstörung, hab ich mal irgendwo gelesen, könne das sein, aber sorry, da klemmt mir schon wieder dieses Wort Störung quer im Hals und macht, dass ich vor Groll schlucken muss, denn es ist ja keine Störung verdammt nochmal, es ist einfach so, ich bin impulsiv, verfickte Scheisse, und daran ist rein gar nichts gestört. Die einzigen, die sich gestört fühlen, sind die anderen.

Es sind sowieso immer die anderen. Einem selber geht es gut, aber die andern fragen: könnte es sein, dass du ein Problem hast?
...denkt man sich dann.


Auch beim Alkoholismus sind es beispielsweise ja auch die andern. Das vergraulte Umfeld, das sich über die Schnapsnase empört, während die Schnapsnase eigentlich einfach nur Spass daran hat, sich weiter die Hucke voll zu saufen. Der Arbeitgeber ist es, der es nicht leiden kann, wenn am Arbeitsplatz gesoffen oder wenn zu spät gekommen wird und der schlussendlich dann die Kündigung ausspricht, obwohl der Alkoholiker von sich aus eigentlich gar nicht unbedingt auf der Strasse sitzen möchte mit den andern Pennern, sondern lieber weiter den Flachmann in die Büroschublade schieben würde.

Wäre eigentlich lieber noch saufend am Arbeitsplatz als entlassen und zu pleite für die Sucht: Veronika D. aus B.


Na ja, egal, da könnten noch tausend Beispiele ins Feld geführt werden, worauf ich hinauswill, ist: ich bin sauer. Sauer, dass ich mir Neo Magazin Royale nicht mehr ansehen mag, beispielsweise. Ich habe es geliebt, und jetzt?! Jetzt ist Jan ein Hype, sein Gesicht war auf jedem noch so vermaledaiten Stümperblättchen und in jedermanns Munde, und das nervt mich ganz gewaltig. So macht das keinen Spass mehr. Ich bin wütend auf Böhmermann, weil er sich mit seinem schnoddrigen Gedicht so einen derben Aufmerksamkeitstsunami eingebrockt hat und ich bin wütend auf alle, die begeistert auf dem Tsunami mit ihren Wakeboards mitdürfen. Obwohl sie zuvor noch dachten, Erdogan sei der Name einer orientalischen Gewürzmischung oder so. Ich mag keinen Kommerz. Sorry, Jan. Oder sollte ich jetzt dankbar sein, dass ich mal wieder wütend sein kann?

Das Schöne an der Wut ist, dass sie pushend wirkt. Ein Upper, kein Downer, wie beispielsweise...Trauer. Wut tut gut. Spornt an.
Und wer will, der findet immer was, worüber sich Jähzorn entfachen lässt, und ich will eigentlich immer, also finde ich auch täglich neue Zündungen.

Aktuell zum Beispiel: Bedingungsloses Grundeinkommen! Völliger Quatsch, dieses 'bedingungslos'. Wieso? Nein, zu irgendetwas sollte man sich schon verpflichten müssen, wenn man einfach so Cash beim Staat kassieren darf. Es muss ja nicht gleich ein Job bei Telebasel sein. Sagen wir, etwas Gemeinnütziges. Ein Töpferkurs. Erwerb von Social Skills durch Aufenthalte in diversen Knästern. Irgendwas. Es gibt nur noch etwas, das noch nervtötender ist als Leute, die für die Initiative sind: Leute natürlich, die dagegen sind. Wie unfortschrittlich und materialismusvergewaltigt kann man denn noch sein? ES IST ZUM KOTZEN.

Endlich mal eine Initiative, bei der auch der letzte Junkie gewiss abstimmen geht!


Ein Typ, der mich schon seit Wochen stalkt. Er ist nett und witzig und charmant. Schlimmer geht es nicht. Jedes Mal, wenn mein Handy aufblinkt und eine weitere vor Aufmerksamkeit strotzende Nachricht von diesem Herren zeigt, spüre ich, wie der Wutball wild in meiner Magengegend herumspringt. Und ich geniesse dieses Gefühl und bin dem Typen unendlich dankbar dafür, dass er mich wütend macht. Leider werde ich ihm dieses fragwürdige Kompliment so nicht machen können, weil er es vermutlich in den falschen Hals bekommen würde. Aber wer weiss. 

Gestern hab ich den Basler 'Politiker' Eric Weber getroffen. Wir kennen uns. Ich freue mich immer, ihn zu sehen, denn wenn es etwas gibt, das ich genauso gerne tue wie mich zu ärgern, ist es, zu lachen. Und Eric schafft das mühelos, darum finde ich es okay. Finde ich ihn okay. Obwohl er objektiv betrachtet ja nichts weiter als ein höchst unsympathischer Neurotiker ist. Anyway: all diese Übrlegungen haben mich zur Erkenntnis gebracht, dass ich mir das Leben eigentlich sehr schön gestalte durch meine sogenannte Impulsivitätsstörung. Denn die Wut erlaubt es mir, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind. Ich möchte mich gar nicht nicht aufregen. Aber nicht über Politiker. Über die will ich weiterhin lachen.


Tobsuchtsanfall-Top Five-Liste:

- Handtuch aufgehängt, zwei Sekunden später rutscht Handtuch runter
- Jemand ruft mich an
- Jemand hinterlässt eine Nachricht auf dem AB
- Kabel verheddern sich
- Wasser in der Kaffeemaschine ist alle


Dienstag, 10. Mai 2016

Wir sind FANTASY

In diesem Beitrag geht es um Harry Potter, Fantasielosigkeit und meinen neuen Job bei telebasel.

Es gibt Menschen, die mögen Kuchen, also backen sie. Es gibt anscheinend auch Menschen, die mögen Sailormoon, deshalb verkleiden sie sich als ebenjene und marschieren damit ungeniert durch die Innenstadt - zumindest wenn in Basel die Fantasymesse am Start ist. Gerade dachte ich noch, muba sei das verrückte Ding (siehe unten) und nun wurde ich offenen Augen und noch offeneren Ohren sei Dank eines Besseren belehrt.

Wer tut sich sowas freiwillig an, frage ich mich. Wir von telebasel auf jeden Fall, schrille Menschen mit nicht wirklich nachvollziehbaren Faibles sind immerhin hier im Glam-Magazin genau das Richtige für gelungenes Sendematerial. Oh ja: ich habe jetzt einen Job. Einen Fulltime-Job. Für einen freiheitliebenden, sich selbst in allen möglichen Zusammenhängen gerne als anpassungshatende Kunstpraktizierende bezeichnende Persönlichkeit eine gewagte Angelegenheit? Mag sein. Aber solche Gelegenheiten bieten sich nicht alle Tage, Events besuchen, an die ich sonst nicht gehen würde, von denen ich ansonsten nicht einmal wüsste.

Ja, es geht hier auch um Werbung. Die Fantasymesse ist zwar vorbei, die tolle Sendung Glam aber noch lange nicht. In diesem Sinne: Wingardium Leviosa, und GUCKT EUCH DEN HEISSEN SHIZZLE AN GEFÄLLIGST!

https://telebasel.ch/telebasel-glam/?aid=4063&pid=65571&channel=15881


Montag, 2. Mai 2016

Love hurts // Mindflow

In diesem Beitrag geht es darum, dass Liebe zu schön ist, um schmerzfrei zu sein. 




Ich liebe die Liebe. Das habe ich schon ziemlich zu Beginn der Entdeckung meiner...Liebesfähigkeit festgestellt: ich mag das Gefühl, verliebt zu sein, nahezu unverhältnismässig gerne. Ich begehre dieses Gefühl beinahe mehr als die betreffende Person, die es auslöst, in der Regel.
Ich habe diese Leute nie verstanden, die mit ihrer Liebe sachlich umgehen oder sich gar einfach nur rational auf eine Beziehung einlassen können, ohne vorher oder dazwischen oder einfach irgendwann dieses ganze Hormontohuwabohu durchmachen zu wollen, das - man verzeihe mir diese trottelige Redewendung - das eigene Leben auf den Kopf stellt.

Ich liebe es, wenn mein Gefühlsleben sich mich fühlen lässt wie in einem kitschigen Hollywoodfilm. Verklärter Blick auf die Umwelt, alles in einen Buntheit-Filter getaucht. Losgelöstes Singen in der Öffentlichkeit, spontaner Gruppentanz mit fremden Menschen auf der Strasse, angegrinst werden, weil man selber die ganze Zeit grinst. Und alles nur, weil man so wahnsinnig viele Schmetterlinge im Bauch hat und das Bedürfnis, das mit der ganzen Welt zu teilen. Ohne das wäre die Liebe für mich nicht liebenswert. Es geht also um Egoismus. Man liebt auf diese Weise schliesslich nicht für den andern, sondern in erster Linie für sich selber.

Leider ist die unweigerliche Folge von dieser Form des Liebe-Auslebens, dass man zum hochgradig beziehungsunfähigen Menschen verkappt. Denn wo Glorifizierung herrscht, herrscht in der Regel auch Realitätsverlust. Und wo Realitätsverlust herrscht, herrscht etwas, das man theoretisch 'Blase' nennen könnte, Hirngespinstentum, Verkorkstheit. Es ist ein aussichtsloses Dilemma, denn: schaffe ich es, das Objekt der Begierde für mich zu begeistern, verschwindet die Begierde meinerseits in der Regel schnell, da meine Gedanken und Gefühle nun einen sogenannten Rahmen haben, der die Magie ausschliesst.
Ist ja wie mit Gott: stünde jener plötzlich höchstpersönlich neben einem Gläubigen, möglicherweise noch allen Ernstes mit berüchtigtem Rauschebart und Notizblock, so, wie man ihn sich ungern vorstellt, er aber eben sehr wahrscheinlich tatsächlich ausschaut, würde gewiss ja auch ein jeder seinen Glauben sofort verlieren und sich denken: nee, okay, ist wohl doch nicht so das Wahre.


Und im andern Fall - wenn ich es also nicht schaffe, das Objekt der Liebe in meinen Dunstkreis zu ziehen - verraucht der Rausch halt einfach irgendwann von selber wieder, was in jedem Fall die angenehmere Lösung ist von beiden, rein objektiv betrachtet. 


Während andere sich ihre Partner nach mehr oder weniger objektiven Kriterien aussuchen können, regiert bei mir die pure Chaos-Intuition: hat mein Organismus beschlossen, dass es Zeit für den WOW-Effekt ist, reicht schon eine besondere Augenbrauenform, um mich zum verschossenen Blauaugen-Teenager zu machen. Die richtige Stimme. Das passende Drogenproblem: zack, bin ich verknallt und komme da nicht mehr raus. Als ohnehin suchtgefährdete Person ist mir natürlich sehr wohl bewusst, was mein Körper da für ein Spielchen treibt: er möchte einen Domamin-Rausch. Schon Platon wusste: "Liebe ist eine schwere Geisteskrankheit." He absolutely got me.


Eine meiner besten Freundinnen neulich so zu mir: "Eigentlich liebe ich ihn gar nicht wirklich, aber er  ist so wahnsinnig lieb und passt so gut zu mir." Ich wusste wirklich nicht, was ich sagen sollte. Ich zweifelte an mir selber, weil ich sie kein Stück dafür beneidete, und noch mehr Zweifel hegte ich an der ganzen Art und Weise, wie Menschen zusammenfinden oder eben nicht. Am Ende leiden nämlich so oder so alle. Selbst wenn man ein Leben lang happy zusammen ist und beide sich auf eine funktionale Art und Weise der Liebe einigen konnten - eines Tages stirbt der Partner einem unter den polentakochenden Händen weg und dann ist man alleine und verdammt traurig. Nee, da bleibe ich doch lieber Single und drogensüchtig.



Nichts für ungut. Vielleicht bin ich auch einfach...wie sagt man, unreif. Vielleicht muss ich mich erstmal selber finden, sollte eine Weltreise machen, ein Jahr lang auf Nuuk leben, mich mit mir selber anfreunden oder einen Ayahuascatrip machen, um endlich von diesem beknackten Dopaminproblem loszukommen, das sich als intervallartiges Verknalltsein tarnt. Aber ich weiss nicht, ob ich den Masochismus wirklich loswerden will. Wollen lernen, das wäre vermutlich der erste Schritt. Wohin auch immer.

Mittwoch, 27. April 2016

9 Tipps gegen Petrus // Weltgeschehen

In diesem Beitrag geht es um den neuen Frühling alias Winter und wie man damit klarkommen könnte




Man muss es ja nicht nochmal extra betonen, dieses ganze kollektive "huch, es hat geschneit und zwei Sekunden später schien die Sonne" - Geraunze badet längst schon in einem popeligen Smalltalk-Ambitionenbad, das Überdruss auslöst, aber in diesem Post soll es auch lediglich darum gehen, was man gegen den Frust unternehmen könnte, ausgelöst durch die Tatsache, dass man im Wintermantel einkaufen gehen muss und dennoch bereits nach MEHR lechzende Schmetterlingshormone im Bauch hat, entstanden in den paar 20-Grad-Tagen, die Petrus verheissungsvoll Anfang April auf die Erde gestreut hat.

Wenn das DRAUSSEN mal wieder richtig kacke zu versprechen scheint, hat sich bei mir folgendes bewährt:

WENN ES UNTER 10 GRAD IST

1) Dick einpacken, mit Mütze und Handschuhe und allem, dazu aber offene Schuhe tragen. Füsse frieren nicht, nie, auch wenn das manch landläufige Meinung sein mag. Der Effekt: man fühlt sich wie ein unverblümtes Blumenkind, das der Kälte trotzen kann.

2) Auch wenn es so tut, als würde es jetzt wirklich Frühling: bloss nicht reinlegen lassen. Das ist wieder nur eine Masche, auch wenn die Sonne durchs Wolkenbett blinzelt: nein, es ist noch nicht so weit! Jetzt nur nicht wieder falsche Hoffnungen machen lassen, sondern schnell zu ALDI, Fertig-Käsefondue kaufen, DJ Özi auflegen und mit Freunden auf ein Schaffell sitzen und den Winter zelebrieren!

3) Wenn man einen Balkon hat und es 10-15 Grad ist: Montcler-Jacke anziehen, Cateye-Sonnenbrille aufsetzen, Dom Pérignon in einen mit Eiswürfeln ausgestatteten Putzeimer stellen und dann auf dem Balkon Platz nehmen, idealerweise in einer Art Strohkorb mit Satinkissen. Abwarten, was passiert. Wenn gar nichts passiert: vorbeigehenden Menschen vage zuprosten und dazu weisses Konfetti, das Schneeflocken symbolisieren soll, runterwerfen.



WENN MAN NICHT WEISS, WAS ES IST, AUSSER EKLIG

4) Sich der Gruppe Naturbahnrodeln muss olympisch werden auf Facebook anschliessen und sich dort alle Videos, in denen Schnee vorkommt, reinziehen, und sich fragen, ob Rodeln nun eigentlich dasselbe sei wie Schlittenfahren.

5) Sich online in Kreise begeben, mit denen man sonst nie zu tun hatte, und dann soviel Zeit in denen verbringen, dass man vergisst, dass es so etwas wie Wetter überhaupt gibt. Die Identität des neuen Kreises ist zweitrangig, es sollte einfach möglichst absorbierend wirken.

6) Das Netflix-Konto des besten Freundes/ der besten Freundin hacken und sich ansehen, was jene Person sich so ansieht. Anschliessend ein kurzes Video mit dem eigenen Smartphone von sich selber drehen, das als Anekdote/Anspielung auf den analysierten Geschmacksquerschnitt des Freundes/der Freundin gemeint ist und schauen, ob er/sie den Wink versteht.

WENN ES ZWISCHEN 10 UND 15 GRAD IST

7) Okay, nun kann man sich auf die Strasse wagen, ohne Gefahr zu laufen, zu Eis zu erstarren (sorry, das war der langweiligste Spruch überhaupt, aber mir fiel gerade wirklich kein besserer ein). Jedenfalls: rausgehen also, sich das erste Eis der Saison kaufen und auf einem öffentlichen Platz essen und darüber freuen, dass man von den Menschen bewundernd angesehen wird.

8) Ein Basketballturnier im eigenen Quartier veranstalten und Nachbarn, die man nicht kennt,  selbstgeschriebene Einladungs-Flyer in die Briefkästen werfen. Fruchtschorle mit Wodka bereitstellen fürs Gewinnerteam. Überrascht sein, wer alles kommt. Wenn keiner kommt: Schorle allein trinken und statt Körbe werfen eine Prell-Performance einstudieren im West Side Story Stil.

9) Sich verlieben. Weil jetzt einfach der ideale Zeitpunkt dafür ist. In wen, spielt keine grosse Rolle, Hauptsache, man fühlt sich gut dabei. Jedem seiner Freunde und den Eltern davon erzählen, um das Gefühl zu stärken.

Montag, 25. April 2016

muba // Weltgeschehen

In diesem Beitrag geht es um Pfannen, Degustationen und die altbekannte Frage: wozu das Ganze eigentlich? 



Gestern war hier mal wieder der letzte Tag der Basler Mustermesse, kurz genannt muba, und wie immer habe ich mir dieses erbauliche Ereignis in letzter Stunde noch gegönnt, wenn der Eintritt gratis und unter den Standbetreibern bereits der Aufbruchstress ausgebrochen ist.



Seit 1917 gibt es sie und heute stellt sie nebst irgendeiner Bratwurstmesse tatsächlich die zweitgrösste Publikationsmesse der Schweiz dar. Im Gegensatz allerdings beispielsweise zur Basel World (Uhren! Schmuck! Asiaten in Dsquared-Anzügen!) und der Art Basel (Gemälde! Nackte Menschen auf dem Barfüsserplatz! Leonardo Di Caprio!) fällt sie, die Mustermesse, relativ wenig ins, ich sag jetzt mal, kulturelle Gewicht dieser schönen City am Rheinknie.
Hier tummeln sich grossteils nicht von weit angereiste Karrierehelden oder aufstrebende Performance-Künstler mit ihrer hyperventilierenden Entourage, sondern in erster Linie (soweit meine sozialanalytische Eigenstudie, gell. Ich habe das nicht genauestens wissenschaftlich nachgeprüft) halbwegs seriös funktionierende forty-somethings aus Agglomerationsgebieten und schwitzende Teenager bis Jugendliche, die sich an den Degustationsständen ergötzen wollen.



Die muba lebt von ihrer Vielseitigkeit, die einem unerfahrenen Besucher grundsätzlich wie nichts anderes als das pure Chaos vorkommen muss. Scheinbar ohne System über drei Etagen verteilt Millionen von Ständen mit den verschiedensten Produkten aus dem schönen Themengebiet Detailhandel. Dazwischen Bühnen mit tanzenden Menschen, ein Polizeiauto und ein Typ auf einem E-Bike. Es geht hier aber auch gar nicht um Überblick, weil Sinn und Zweck und das Schöne an der Sache ja ist, dass man hier einfach herumflanieren kann und bei jedem Schritt mit etwas Neuem überrascht wird.
Es gibt an der muba sozusagen nichts, was es nicht irgendwie gibt, und doch scheint es irgendwie nix zu geben, das man wirklich braucht. Okay, die Pfanne, mit der man angeblich Fleisch ohne Fett und Gemüse ohne Wasser kochen kann, sah ganz interessant aus. Allerdings konnte ich dem verzweifelt-umschmeichelnden Grinsen des Verkäufers sogleich entnehmen, dass der Preis wohl im dreistelligen Betrag gelegen hätte.



Zudem können diese ganzen Standbesitzer meist wenig mit Humor anfangen: als ich einen ambitionierten Reinigungsmittelvertreter zB. fragte, ob sein Mittel, das er an einem rechteckigen Badezimmerspiegel demonstrierte, auch auf runden Spiegeln anwendbar seie, wurde er nicht wütend, wurde nicht lustig, sondern erwiderte lediglich in erschreckendem Ernst: "Ja, ist es." Wie ernüchternd.

Nichtsdestotrotz: ich mag muba. Man fühlt sich ein bisschen wie auf einem riesigen Bazar oder noch treffender: an einem riesigen, unübersichtlichen Familientreffen. Ein bisschen reden, sich ein bisschen die Kante geben, heuchlerische Komplimente machen und irgendwelchen Leuten beteuern, dass man sich bald wiedersieht und im Hinterkopf dazu denken: hoffentlich nicht so bald. Die muba sorgt für weniger Furore und Polizeieinsätze als die Art Basel, weil sich durch sie niemand aufgerufen fühlt, hier vollkommen nackt vor dem Eingangsbereich zu stehen, um für Frauenrechte zu kämpfen. Die muba hat die Stadt weniger Aufwand gekostet als die Basel World, weil Herzog und de Meuron keinen Neuanbau designen mussten, dessen Dasein nun extrem viel Schatten spendet, gut aussieht (und 430 Millionen Franken kostete, jaja).

Die muba ist und bleibt für mich die volksnaheste und freundlichste aller Messen. Nichtsdestotrotz würde ich mich freuen, im nächsten Jahr an die Schmuckmesse eingeladen zu werden, alleine schon um der Erfüllung einer meiner Herzenswünsche willen (siehe unterer Post).

Alltagshelden habe ich gestern übrigens auch gesehen, zB. die Wurstverkäuferin. Die hat ihre Kunden wirklich ernst genommen und sie auf nicht-eingefordertes Wechselgeld aufmerksam gemacht. Thumbs up.

PS: Das Copyright aller hier gezeigten Bilder unterliegt der offiziellen muba-Homepage. Darum sehen die auch so aus, wie sie aussehen. Qualitativ gut, inhaltlich nichtssagend. 



Samstag, 23. April 2016

Wünsche // Mindflow

In diesem Beitrag geht es um Wünsche, materielle und andere.

Als Mensch wird man ja in der westlichen Welt früh damit konfrontiert, dass es legitim, wenn nicht gar erwünscht ist, Wünsche zu haben. Als "Kinder" (ich setze hier Anführungszeichen,weil ich es grundsätzlich ablehne, Menschen in Altersabschnitte zu unterteilen) sind es Wünsche, später nennt man es dann vielleicht auch mal Ziele, Goals oder Herzensträume. Jedenfalls darf man das,man darf sich sagen,dass man im Hier und Jetzt noch nicht gänzlich zufrieden ist und nach mehr lechzt.



Es gibt ja auch Dinge, die wünscht man sich idealerweise einmalig (zB. Heiratsantrag) und Sachen, die wünscht man sich wiederholt (zB. guten Sex). Ich habe mich heute spontan entschieden, meine Wunschliste auf 10 Stück zu reduzieren und mich auf Dinge zu beschränken, die ich tief im Herzen schon wollte, als ich ein "Kind" war und also dann, wenn ich alles habe, auch endgültig zufrieden zu sein. Falls jemand gleich schon einen Punkt an mein Leben beisteuern könnte und möchte: Alltagsheld fühle sich eingeladen, mein Dank ist gewiss!

Ich wünsche mir:
- einen Laptop, dessen Bildschirm so gross ist, dass ich keine Nackenschmerzen mehr bekomme vom konstanten Vorbeugen

- einen Freund, der CEO ist, und einverstanden damit, dass ich ihn auf offiziellen Anlässen mit "Zeo" anspreche

- einen selbstgepflückten Blumenstrauss

- einen fliegenden Teppich

- mindestens einen Rebberg und 2-3 kompetente Weinbauern

- einen Beo, der korrekt Hochdeutsch spricht

- eine Entschuldigung, um von langweiligen Anlässen/ Gesprächen abhauen zu können ohne für unhöflich gehalten zu werden

- eine Armbanduhr, die nach Fake aussieht, aber keiner ist

- einen Glauben

- eine Karriere als Rechtsanwältin




Donnerstag, 21. April 2016

GELD, GELD, WELT // Weltgeschehen

In diesem Beitrag geht es um die neue 50er-Note in der Schweiz #Schwiizerfrankebitches

Die Schweiz hat nun also seit ich weiss nicht wann ihre neue 50er-Note am Start. Da ich Deutschland ja liebe (#nohitler) finde ich es cool, dass sie aussieht wie ein Euroschein. Bin ich die einzige, der das frappant ins Auge sticht? Grösse, Layout, überhaupt. Soviel zu "wir machen einen auf unabhängig", jaja. Aber nett gewählt sind die Farben allemal. Ich finde es gut, dass wir wegkommen von fragwürdigen Promis, die nach Heilsarmee-Pseudo-Feministinnen aussehen (Ex-50er-Note) und dem Magersucht-verherrlichenden Giacometti (100!).


Löwenzahn mag bei vielen Menschen allergische Reaktionen hervorrufen, aber auf der Note sieht er schick aus, muss man sagen. Und auf der Rückseite dann dieser lässige Fallschirmspringer. Schellenurlsi, der aufgehört hat, hinter den Ziegen her zu sein und seine neue Leidenschaft in der Extremsportart gefunden hat? Wie dem auch sei - Kritik wird natürlich ebenfalls geäussert, u.a. von dem tollen Blättchen BLICK.

"Schriftzüge lassen sich abkratzen
Zudem berichtet der «Blick» in der Montagsausgabe, dass sich die Schriftzüge «Cinquante Francs» sowie «Cinquanta Franchi» auf dem rund 1,5 Zentimeter breiten Plastikband leicht abkratzen lassen. Dasselbe gelte für die Pfeile, die den auf der anderen Seite der Note aufgedruckten Globus zieren. Auch 20 Minuten hat den Test gemacht: Mit Zuhilfenahme von Speichel lösen sich die Aufdrucke tatsächlich leicht ab."
Ja, da muss man sich doch fragen, woher diese beiden hochgradig renommierten Zeitschriften der Schweiz diese brandneuen Studien haben. Irgendwelche Praktikanten losgeschickt, um Geld abzulecken? Nichts Besseres zu tun, als autistisch anmutende Kratzbewegungen auf Banknoten auszuführen? Scheint so. Also, Geld ist schlussendlich Geld, und gewiss nicht unkaputtbar. Ob man jetzt seine Exkremente draufpackt oder es in die Kanalisation spült oder es verbrennt oder versucht, Donald Trumps Frisur aus Schweizer Zehnernoten nachzubauen - Schaden anrichten ist bei Papier immer möglich. Ich finde: es sieht geil aus. Und darauf kommt es doch bei wertgenerierenden Massnahmen letzten Endes an, oder?
Bin gespannt was noch kommt, ihr lieben Kapitalisten mit offenbar guter Grafikabteilung! <3

NACHTRAG

Mittlerweile sind all meine 50er-Noten ausgegeben. Man kann halt nicht alles haben, entweder Geld oder Essen, und ich entschied mich am Ende halt für das selbstgebastelte Avocadosandwich im Bauch anstatt für die grüne Note an der Wand. Falls jemand zufällig ein paar 50er-Scheine übrig hat: ich nehme sie gerne (nur die neuen selbstverständlich). 
Ansonsten gilt es wohl mich wieder der Kleinkriminalität zuzuwenden.

Klassischer Banküberfall


Montag, 18. April 2016

Kläffer und Diktatoren // Alltag

In diesem Beitrag geht es darum, dass Hunde politisch unkorrekt sind.


Seit ich denken kann, hege ich eine tiefe innere Aversion gegen Hunde. Ich bin mit einer Katze aufgewachsen, das mag mich geprägt haben, aber es ist gewiss nicht nur das. Zumal unser erster Kater alles andere als ein Schmusetiger war, das war ein ziemlich rabiater Psycho gar, der mich diverse Male von hinten angegriffen hat und schliesslich irgendwann die Nase voll hatte von uns offenbar und einfach weggegangen ist.
Hunde sind da anders. Die entscheiden nicht selber, wann sie irgendwohin gehen und mit wem. Das ist absolut klar geregelt: wenn sie gehen, dann mit Besitzer, und der Zweibeiner gibt auch den Weg vor. Mehr als in einem Radius von knapp zehn Metern (bestenfalls, im Wald vielleicht) ein bisschen idiotisch rumhüpfen, um an andrer Hunde Hintern zu schnuppern und an Bäume zu pissen, liegt nicht drin.

Hunde stinken, sind laut und sehen bescheuert aus, wenn sie Hunger haben, was ständig der Fall ist, weshalb sie auch ständig bescheuert aussehen. Ich verstehe nicht, woher das Bedürfnis kommt, einen Hund zu besitzen. Ich sehe da eigentlich nur den Drang dahinter, sich diktatorisch gegenüber einem andern Wesen benehmen zu können. Ohne Herumkommandieren läuft bei Hunden schliesslich nix. Und das nennen dann manche allen Ernstes auch noch ein freundschaftliches Verhältnis, der Hund sei der FREUND des Menschen, uff, na da möchte ich aber wahrlich nicht mit jenem Menschen befreundet sein, der dieser Ansicht ist, von Augenhöhenausgleich kann da schliesslich keine Rede sein. Wobei: heute war ich bei LIDL zum Einkaufen, und was sah ich da? Jemand hatte da doch allen Ernstes seinen kläffenden was-auch-immer-Köter auf die Blumenerde draufgestellt. Da kam der sich wie der King vor, das hat man gemerkt, man hat richtig gemerkt, wie da der Frust von monatelanger Unterdrückung und Herumwuseln auf menschlicher Fussknöchelhöhe aus seinem Bellen herausgeklungen hat, die Machtstrukturen unseres Dasein sind ihm in Fleisch und Blut übergegangen und das waren seine zehn Minuten des Protests über die Ungerechtigkeit des Hierarchiesystems, ehe er von irgendeiner älteren Rekrutenlady wieder auf den Boden der Tatsachen und zurück in seine Sklavenrolle verfrachtet wurde.




Ich finde: wenn schon Hund, dann sollte man als Mensch wenigstens so taff sein, den einfach machen zu lassen. Nicht in die Hundeschule schicken. Nicht an die Leine nehmen. Nicht herumkommandieren. Einfach machen lassen. DAS wäre echte Freundschaft. Hunde mögen seltsam sein, aber Hundebesitzer, die sich wie klassische Hundebesitzer benehmen, sind noch viel seltsamer. Ich rate grundsätzlich allen Leuten mit Hund zu einer Schematherapie, bei der einmal die ganzen Kindheitsängste aufgerollt werden können. So sehr ich Hunde auch hasse: fair ist es dennoch nicht, den ganzen unverarbeiteten Seelenhumbug an ihnen auszulassen. 

Ich finde: es kann so nicht weitergehen. Es kann nicht mit erhobenem Finger auf die Politik gezeigt und verlangt werden, dass irgendein hohes Ross dafür sorgt, dass soziale Verbesserungen durchgesetzt werden. Man kann nicht für Menschenrechte und Gerechtigkeit plädieren und parallel dazu einen untertänigen Vierbeiner durch die Gegend ziehen, über den man absolute Befehlsmacht ausübt. Das ist dasselbe inkonsequente Verhalten wie WWF-Vorsitzende, die mit dem Porsche vorfahren. Man muss sich schon entscheiden, was man für ein Mensch ist. Wenn sozial, dann Hund weg. Simpler fact. 

Der Sommer ist ja nicht mehr allzu weit weg, bis dahin kann man sich ja mal überlegen, wie man die eigenen Köter auf einigermassen humane Weise loswerden könnte, anstatt dass man sie ansonsten dann einfach einfallslos auf der Autobahnraststätte aussetzt. Aber es ist eigentlich klar: wenn wir in einem sozialen Staat leben wollen, müssen die Hunde raus. Alle. Deswegen werde ich morgen dahingehend eine Petition starten. Be social, be dogfree. Es geht so nicht weiter. 






Mir ist klar, dass die Darstellung dieser hingekritzelten Zeichnungen eine Zumutung ist. Das liegt daran dass ich 1) keine Ahnung von effizientem Webdesign habe, 2) noch mit alten Zeichnungen arbeite, statt unentwegt neue anzufertigen 3) ich ein sehr umständliches Upload-Verfahren verwende, da die Kommunikation zwischen Smartphone und Laptop nicht reibungslos funktioniert.

Ich hoffe dies wird sich in Bälde ändern, ich gelobe mich da grafisch zu verbessern. 


Sonntag, 17. April 2016

Reis, ein saughaftes Korn // Alltag

In diesem Beitrag geht es um Pannen, Pleiten und Leute, die ihre Sneakers von vor 5 Jahren noch immer cool finden.



In meinem Schuh befindet sich, wie man sieht, Reis. Warum? Weil mir gestern mein Smartphone in die Toilette gefallen ist. Jawohl. Mitten hinein in den Spülvorgang. Ich habe es herausgerissen, wie das eine liebende Mutter nun einmal tut mit ihrem Kind, und Achtung, aufgepasst, jetzt kommt der meiner langjährigen Tätigkeit als Hausfrau geschuldete Tipp: durchnässte Smartphones immer in Reis einbetten! Ich bin überzeugt, dass das die meisten die das jetzt lesen schon länger wussten, weil sie schon oft besoffen an Gewässern herumgeturnt sind, ich aber weiss es erst seit gestern, nachdem ich auf dem Rechner gegoogelt habe, was man bei dieser Katastrophe unternehmen kann. Natürlich passieren solche Dinge immer dann, wenn man dringend irgendwo hinmuss.
Und da ich schon lang nicht mehr zu den Leuten gehöre, die ohne Smartphone aus dem Haus gehen können, wurde mein Baby in eine Wiege aus Reis und vergammeltem Fussschweiss eingelegt und vor meiner liebenden Brust herumgetragen durch die Stadt. Auch das war wieder mal ein schönes Erlebnis, ähnlich wie das Blumenpflücken (siehe irgendwo unten), etwas, das man sonst eigentlich nicht tut.
Ich finde Reis das ekligste Nahrungsmittel der Welt, aber für Fälle wie diesen steht immer ein Beutel im Medizinschrank bereit! Empfehle ich euch wärmstens!

Fussfetischisten sind scheisse. Aber jeder 2. Mann ist einer, also muss man da aufpassen.








Dies ist der Blog von Laura Wohnlich. Sie schreibt, macht aber auch andere Dinge. Auf diesem Blog geht es um Kunst, Literatur, Poesie, Politik und ganz gerne auch mal einfach nur darum, die Seele baumeln zu lassen. Auf diesem Blog geht es darum, "den Helden in sich zum Vorschein zu bringen". Man kann noch lange darauf warten, dass Hero auf irgendwas angeritten kommt und einem das Leben zurechtrückt. Sei dein eigener Held und reiss dem Deppen der glaubt, er wisse es besser als du, die Zügel aus der Hand!